Sprache als Schlüssel zur Teilhabe? Zum Design von Integrationskursen und der Mitgestaltung des Lebens
Heutzutage verlassen viele Menschen ihr Heimatland, getrieben durch den Wunsch, vor unzumutbaren Umständen zu fliehen und ihr Leben zu verbessern. Für einige dieser Menschen endet der Weg in Deutschland. Damit sich Menschen in einer Gesellschaft wohlfühlen und dazu fähig sind, diese mitgestalten zu können, brauchen sie Zugang zur Teilhabe. Das wichtigste Mittel dazu stellt wahrscheinlich die Sprache dar.
Der Weg zum Erwerb der deutschen Sprache beginnt zumeist in einem Integrationssprachkurs. Aber ist dieser Umgang mit Verbaler Kommunikation schon „Social Design“? Designer*innen könnten darüber nachdenken, was da zu verbessern wäre. Aber fürs Erste geht es mal um den Blick auf einen kaum bekannten Alltag.
So haben wir uns mit der Frage beschäftigt, wie so ein Sprachkurs funktioniert. Wie wirkt sich der Erwerb der Sprache auf das Leben der Teilnehmer aus? Gibt sie den Menschen eine Basis, um an der Gesellschaft teilzunehmen und sie mitzugestalten? Und wenn ja, was braucht es dafür? Dazu sprachen wir mit einer Teilnehmerin und der Leiterin eines Deutschkurses.
„Ich brauche überall, überall Deutsch. Zum Beispiel: Ich bin krank. Ich muss im Krankenhaus bleiben. Dann kann ich [mich] unterhalten mit dem Arzt, Krankenschwestern? Das ist ganz wichtig. Ich habe Termin bei Ausländeramt. Das ist ganz wichtig für Ausländer. Da muss ich Deutsch lernen. Im Ausländeramt wollen die nicht Englisch sprechen [sondern] Deutsch.“ (Ruma Syed, ursprünglich aus Bangladesh, Deutsch-Lernerin und Teilnehmerin an einem verpflichtenden Deutsch- und Integrationskurs)
„In meinen Sprachkursen habe ich meistens sehr motivierte Schüler. Und jetzt, mit der neuen Welle der Migration aus der Ukraine kann ich das sehr gut beobachten. Die Ukrainer sind sehr motiviert, sie wollen lernen, sie wollen schnell auf den Arbeitsmarkt, sie wollen ihre Diplome anerkennen lassen, im Beruf weiterkommen. Manche warten auf den Kurs sehr lange und lernen die Sprache schon selber. Aber sie würden gern im Kurs lernen und die Prüfung bestehen und ihre Projekte weiter machen. Also weitere Schritte in ihrem Leben [machen].
Aber es gibt natürlich immer wieder unmotivierte Schüler, die vielleicht durch ihre Reise nach Deutschland traumatisiert sind oder Probleme haben. Da muss man natürlich auch Sozialarbeit leisten. Das ist nicht meine Aufgabe. Trotzdem helfe ich gern, wenn ich kann. Ich gebe Adressen der Organisationen, die helfen können oder beraten können. Oder wenn ich kann, helfe ich persönlich, übersetze oder helfe bei Terminen. So kleine Hilfen leiste ich auch. Das finde ich auch wichtig.“ (Nadja Bierschneider, Leiterin von Deutsch- und Integrationskursen)
Baybekov, Vsevolod/ Frank Huynh: Sprache als Schlüssel zur Teilhabe? Zum Design von Integrationskursen und der Mitgestaltung des Lebens. Audiofeature. Ein Feature. Nach Interviews mit Nadja Bierschneider, Leiterin von Deutsch- und Integrationskursen, und Ruma Syed, ursprünglich aus Bangladesh, Deutsch-Lernerin und Teilnehmerin an einem verpflichtenden Deutsch- und Integrationskurs. Gesprochen von Valerij Marat. Sommersemester 2023. – Dauer: 15:00 Min. (= „Tell me about that …“ Creativity, Design and Media, Language and Writing. Verbale Kommunikation in der Praxis. Ein Podcast-Projekt; Nr. 079). – Dauer: 15:00 Min. – Quelle: https://d.th-nuernberg.de/vk/portfolio/sprache-als-schluessel-zur-teilhabe-zum-design-von-integrationskursen-und-der-mitgestaltung-des-lebens/