Humor oder Kritik oder Kritik oder Humor …?
„Lustig ist ohne das Kritische ja eh net möglich. Lustig geht ja auch nur in einer Auseinandersetzung mit der Welt. … Der Humor ist sowieso schon eine Veranstaltung, die sehr viel Intelligenz erfordert. Und er wird eben meist von denen betrieben, die am Ist leiden und ein Soll denken – oder gern hätten.“ (Günther Paal alias Gunkl, Autor und Kabarettist)
„Also ich bin jetzt niemand der groß provoziert. Ich mach ’ne heitere Aufnahme des Lebens und versuche auch, wenn’s mal ’n bissl ein kritisches Ding ist, da immer noch was Lustiges oder Heiteres zu finden und positive Dinge zu benennen. Oder auch: … blöde Sachen in positive Gewänder zu packen.” (Atze Bauer, Musik-Comedy und „Liederchaot“)
„Ich bin ganz lieb und versuche nicht die Person anzugreifen, sondern tatsächlich die Tat, oder die Äußerung.” (Klaus Wührl-Struller alias Klaus Wühl, Autor und Kabarettist)
„Ich glaube, dass jedes Thema satirisch zu behandeln ist. Und ich glaube auch, dass das unbedingt unser Anspruch sein muss. Also: Es darf nichts heilig sein. … Es darf kein Thema geben, das sicher vor uns ist. Ansonsten ist aber Kabarett immer eine “Meinungs-Unterhaltung”. Also ich finds wichtig, auf einem Standpunkt, den man hat, einem moralischen Standpunkt meistens, zu beharren. Also nicht jetzt Besinnungs-Aufsatz-mäßig. … Dass man deshalb nicht ungerecht werden sollte, ist ne andere Sache. Aber eigentlich … wenn’s um Politiker geht, sind wir immer ungerecht. Also wir hauen ja in die Kerbe. Wir ham uns geärgert und wir hauen da rein.” (Holger Paetz, Autor und Kabarettist)
„Also, Tabuthemen sollte es nicht geben. Ich glaube die gibt’s auch nich‘. Die Grenze ist immer erst einmal, bei mir, beim Vortragenden dann erreicht, wenn ich’s nicht schaffe, es angemessen zu präsentieren. Man man läuft immer Gefahr anderer Leuts Gefühle zu verletzen – und das soll der Humor ja auch in vielen Fällen tun. – Verletzen um des Verletzens Willen is scheiße. Wenn das einen Sinn ergibt, wenn das Augen öffnet, wenn das entkleidet und sichtbar macht, dann isses in Ordnung. Wenn es aber nur darum geht, jemanden zu desavouieren, ist das Mist. – Also, ich glaube nicht, dass es Tabuthemen gibt. Es ist immer die Frage, wie man sich dem nähert.” (Jochen Malmsheimer, Autor und Kabarettist)
Frauendorfer, Eva/ Johanna Freter/ Yasemin Izmir/ Leonie Reimann/ Paul Schürer: Spaß beiseite. Kabarett, Komik und der Ernst der Welt. Ein Feature. Nach Interviews mit Klaus Wührl-Struller alias Klaus Wühl, Autor und Kabarettist, und Günther Paal alias Gunkl, Autor und Kabarettist, und Holger Paetz, Autor und Kabarettist, und Jochen Malmsheimer, Autor und Kabarettist, und Atze Bauer, Musik-Comedy und „Liederchaot“. Gesprochen von Francie Streit. Wintersemester 2016/ 2017 v. 12. Februar 2017 (= „Tell me about that …“ Creativity, Design and Media, Language and Writing. Verbale Kommunikation in der Praxis. Ein Podcast-Projekt; Nr. 040). – Dauer: 15:00 Min. – Quelle: https://d.th-nuernberg.de/vk/portfolio/spass-beiseite-kabarett-komik-und-der-ernst-der-welt/