Offen gen Osten. Kreative Arbeit trotz Altlasten und Diskriminierung
Die DDR? Die Deutsche Demokratische Republik. Sie bestand von 1949 bis 1990 in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Heute sind das die sogenannten „neuen Bundesländer“.
Die DDR war nach eigener Aussage ein „Arbeiter- und Bauernstaat“, im Grunde aber eine Diktatur, die all ihre Bürger überwachte. Seit dem Bau der Mauer 1961 hat sich die DDR abgeschottet. Es gab den Kalten Krieg, Reiseverbote und Zensur für westliche Medien. Die Beziehungen zum Westen waren geprägt durch Isolation und Projektion. Und nach dem Zerfall der DDR mussten sich zwei komplett unterschiedliche politische Systeme miteinander auseinandersetzen.
Wir haben mit zwei Kreativen gesprochen. Beide stammen sie aus Ostdeutschland, haben aber verschiedene Blickwinkel auf ihre Heimat. Und: Trotz ihrer gemeinsamen Herkunft könnten sie unterschiedlicher nicht sein.
„Wer vorbeiging, lief an den Schülerarbeiten vorbei, konnte sie betrachten, konnte sich daran freuen. Das war eine gute Sache. Und da sind aber auch Dinge passiert … Ja, wer kirchlich gebunden war oder wer nicht in den Pionieren und in der FDJ war, der wurde drangsaliert und wurde benachteiligt. Und wir hatten eine Familie, da war der Vater Methodisten-Pfarrer und die Kinder waren sehr begabt, auch künstlerisch, musikalisch auch. Und da hatten wir mal ein Porträt eines Mädchens dieser Familie in der Galerie ausgestellt und das war am nächsten Tag verschwunden. Das heißt, die Darstellung war so, dass man das Kind erkennen konnte im Selbstbildnis und man wollte nicht, dass das Kind, das kirchlich gebunden war, jetzt mit seiner Arbeit da Erfolg hatte. Es hatte jemand abgehangen und hat es bei der Familie vor die Haustüre gestellt. Da waren wir damals sehr entsetzt. (Hannelore Wegner, Kunsterzieherin, Malerin, Autorin und Illustratorin aus dem Erzgebirge)
„In meinem Privatleben versuch’ ich immer ganz oft das [den Rassismus] von mir wegzuschieben und gar nicht ganz viel mich drauf einzulassen und mich beeinflussen zu lassen. Im Internet erlebe ich es, klar. Jede Woche. Dann krieg’ ich irgend ’nen blöden Kommentar, oder muss irgendwas lesen von Leuten über einen anderen Beitrag, wo ich mir auch denke: „Warum?““ (Michael Blanco Perez, Rapper und Deutsch-Kubaner aus Erfurt)
Albert, Tanja/ Marius Deichmann: Offen gen Osten. Kreative Arbeit trotz Altlasten und Diskriminierung. Ein Feature. Nach Interviews mit Hannelore Wegener, Illustratorin und Autorin, und Michael Blanco Perez aka. MBP, Rapper. Gesprochen von Chiara Gerber. Sommersemester 2023. – Dauer: 15:00 Min. (= „Tell me about that …“ Creativity, Design and Media, Language and Writing. Verbale Kommunikation in der Praxis. Ein Podcast-Projekt; Nr. 078). – Dauer: 15:00 Min. – Quelle: https://d.th-nuernberg.de/vk/portfolio/offen-gen-osten-kreative-arbeit-trotz-altlasten-und-diskriminierung/