Immer noch Tabu? Gender, Geschlecht und Sexualität in den Medien
Repräsentation hilft gegen Vorurteile – und das ist auch eine Frage der Gestaltung
Kann man sich in der Schule mal eben einen Tampon zuwerfen? – Kann man in einer Kirchengruppe erzählen, dass man lesbisch ist? Beide Fragen würden die meisten Menschen wohl verneinen. Aber … warum eigentlich?
Tabus sind überall. Sie umgeben uns als ungeschriebene Verbote. Manchmal gilt es sogar schon als unangebracht, auch nur über sie zu reden.
In den Medien blieben sie lange Zeit unerwähnt. Doch vor allem dort ist Repräsentation entscheidend. Denn je häufiger wir mit alten Tabu-Themen wie Geschlecht und Genderfragen, Sexualität und Queerness konfrontiert werden, desto normaler werden sie uns erscheinen. Umso leichter wird die Kommunikation und auch das Leben mit dem, was früher als falsch, unnormal oder verboten galt.
„Ich sage mal so, diese lesbische Liebe unter Jugendlichen durfte es nicht geben … Und deswegen gab es sie auch nicht. Und in der Schule hieß es immer, wenn man so unterm Tisch Händchen gehalten hat, wir sollten uns bitte benehmen.” (Caroline Rosales, Bestseller-Autorin, Journalistin, Redakteurin der ZEIT)
„Ich mein, da hatte ich ja auch Diskussionen mit meinem Vater: „Wie, „divers”? Wer soll denn das sein? Nenn mir nur eine Person, die divers ist?“ – Da hab ich halt immer das Gefühl, Menschen, die sich mit diesen Themen nicht auseinandersetzen wollen, schauen auch nicht über ihren Horizont hinweg. Die kennen halt so ihre zwanzig Leute, und von denen ist halt niemand schwul oder non-binär.” (Eva Dietrich, Illustratorin, Künstlerin, Kuratorin, Art Direktorin und Einzelhändlerin)
„Ich finde, wir sehen das gerade in den letzten Jahren, was Repräsentation tatsächlich ausmachen kann. Queere Repräsentation ist immer noch ein Bruchteil von dem, was in der Medienlandschaft tatsächlich passiert. Aber wir sehen mehr davon. … Und ich beneide ein bisschen die jungen Menschen, so die Teenager von heute, die mit diesen Vorbildern und mit dieser Normalität aufwachsen dürfen. Weil bei uns war’s noch nicht so, damals.” (Leonie Plaar („Frau Löwenherz“), Journalistin, queerer Aktivismus (TikTok und Social Media))
Döppl, Lucy/ Benita Gollwitzer/ Elias Weiland: Immer noch Tabu? Gender, Geschlecht und Sexualität in den Medien. Ein Feature. Nach Interviews mit Eva Dietrich, Illustratorin, Künstlerin, Kuratorin, Art Direktorin und Einzelhändlerin, Leonie Plaar („Frau Löwenherz“), Journalistin, queerer Aktivismus (TikTok und Social Media) und Caroline Rosales, Bestseller-Autorin, Journalistin, Redakteurin der ZEIT. Gesprochen von Kathrin Ruf. Sommersemester 2022 v. 17. Juli 2022 (= „Tell me about that …“ Creativity, Design and Media, Language and Writing. Verbale Kommunikation in der Praxis. Ein Podcast-Projekt; Nr. 074). – Dauer: 15:00 Min. – Quelle: https://d.th-nuernberg.de/vk/portfolio/unfreie-kunst-einschraenkung-und-kreativitaet/