Creating Worlds. Vom Kopf in die Realität
Fiktive Welten? Wie sieht etwas aus, das es gar nicht gibt?
Stell dir vor, du entwirfst eine echte, funktionierende Meerjungfrauen-Flosse. Oder doch ein außerirdisches Wesen? Vielleicht designst du ja sogar ein ganzes Filmset.
Aber mal ehrlich – wo fängt man bei so etwas überhaupt an? Wie entwickelt man Ideen für etwas Unbekanntes, wenn es in der realen Welt keinerlei Vorbilder gibt?
Genau daraus besteht der Alltag der Weltenbauer – von Menschen, die zwischen Fantasie und Realität arbeiten und leben.
„Meine Tochter war damals acht (…) und sie meinte: “Hey, ich will eine Meerjungfrau sein. Aber, also ich muss halt echt schwimmen können.” (…) und dann sind auf den Flohmarkt gegangen und haben Flossen gekauft für 5 Euro die wir dann mit nem Stock so zusammengeschraubt haben. Und aus ner alten Tischdecke haben wir Schuppen draufgemalt. Genau. Und dann war das gerade so um die Faschingszeit fertig. (…) Und genau dann sind wir am Rosenmontag in das Thermalbad hier und haben gefragt, ob sie mal schwimmen darf und die meinten: “Ja, das ist okay.” Und ich dachte gar nicht, dass sie damit schwimmen kann. Und dann ist sie mir richtig so vom Arm wie so ein Fisch vom Arm gehüpft und einfach los geschwommen. Und innerhalb von zehn Minuten waren glaube ich zwanzig Mädchen drumrum und meinten: “Boah! Was? Was? Wo hast du das her? Das brauchen wir! Unbedingt!”Genau. Und es war so: Okay. Okay, das braucht die Welt wohl. Und ja, dann haben wir uns daran gemacht, das zu entwickeln.” (Kirsten Söller, Gründerin und Inhaberin von Magictail GmbH (Meerjungfrauen-Flossen))
„Das ist auch was vom Interessanten an dem Beruf, dass jedes Projekt ganz anders ist. Man hat andere Aufgaben, die man dann abarbeiten muss. Das heißt, im einen Film ist es mal eine außerirdische Landschaft, im nächsten Film ist es eine sechs beinige Kreatur. Im nächsten Film ist es eine realistische Landschaft, die inspiriert sein soll von irgendeinem Dschungel. (…) Man muss auch grundsätzlich schon mal von der Aufgabe her lernen, wie man das angeht, wie man das Visuelle angeht, wie man das aufbaut. Und natürlich ist alles immer in Bewegung, dass neue Länder kommen, dass neue Theorien kommen (…), wie man was macht.” (Dominik Zimmerle, Visual Effects Supervisor)
„Also gerade bei den historischen Stoffen. (…) Ich glaub, ich hab dann, ich hab solche Momente ein paar Mal gehabt mit Zeitzeugen, das ist immer sehr bewegend. Also gerade wenn das auch emotional ist, was man da plötzlich herstellt und so merkt, okay, was wir hier machen, ist eben zum einen, das ist unsere Arbeit, ist das Tagesgeschäft. Aber wenn man dann merkt, dass das ja über das Fiktionale und über das, was man in dem eigenen Kontext gerade herstellt, tatsächlich für eine andere Person eine gelebte und erfahrene Echtheit hat, die irgendwann mal stattgefunden hat, dann macht das einen, das hat mich ein bisschen aufmerksamer gemacht.” (Uli Hanisch, Szenenbildner – u.a. für „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ und „Cloud Atlas“)
Catana, Luisa/ Leya Hesselink/ Lena Wittmann: Fiktive Welten. Ein Feature. Nach Interviews mit Uli Hanisch, Szenenbildner – u.a. für „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ und „Cloud Atlas“, Kirsten Söller, Gründerin und Inhaberin von Magictail GmbH (Meerjungfrauen-Flossen), Kunsttherapeutin, Schauspielerin, Tänzerin, Handweberin und Dominik Zimmerle, Visual Effects (VFX) Supervisor – „Captain Marvel“, „Black Widow“ und „The Marvels“. Gesprochen von Feben Lisabell Shewafera. Musik von Leya Hesselink. Wintersemester 2024/25 v. 21. März 2025 (= „Tell me about that …“ Creativity, Design and Media, Language and Writing. Verbale Kommunikation in der Praxis. Ein Podcast-Projekt; Nr. 088). – Dauer: 15:00 Min. – Quelle: