Arbeit am Genie – von Musen, Inspiration und Mühe
Es gibt ein klares Bild davon, wie kreative Arbeit funktioniert: Der Künstler sitzt, innig versunken, in seinem Atelier. Plötzlich küsst ihn die Muse und die Kreativität beginnt, aus ihm herauszufließen, bis am nächsten Morgen das fertige Kunstwerk steht: perfekt aus einem Stück gegossen.
Wir wissen alle, dass dieses Klischee nicht stimmt: auch kreative Arbeit ist Arbeit, die Planung erfordert – Handwerk und Disziplin. Insgeheim wollen wir trotzdem, dass wir uns einfach hinsetzen, auf das Papier blicken und dort das fertige Projekt auf magische Weise erscheint.
„Das größte Problem von allen Leuten – und auch von mir – ist, dass man Sachen viel zu lange im Kopf behält, und hofft, dass es im Kopf perfekt wird. Und das passiert nie. Es passiert einfach nicht, dass man etwas im Kopf so perfekt zurechtfeilen kann, dass man es dann nur noch ausspuckt, sondern man muss immer erst die schlechte Version von etwas machen, um daraus dann die gute Version zu kriegen.” (Joscha Sauer, Cartoonist und Regisseur der Serie „Nichtlustig“)
„Ich schreib immer ein Exposé vorher. Also für mich ist das wichtig. Ich kann nicht so ins Blaue hinein schreiben, sondern ich muss für mich schon im Kopf ne Struktur haben, um zu wissen: Da fang ich an und da hört’s auf.” (Anette Schönberger, Drehbuchautorin der „Rosenheim-Cops“)
„Natürlich ist es schön, wenn andere Leute die Sachen lesen und auch bezahlen, die man schreibt, daran ist aber Erfolg nicht messbar. Die Art und Weise, wie wir heute mit Anerkennung umgehen, ist degenerativ. Das heißt, wir bauen uns für andere Leute ab, um anerkannt zu werden oder Erfolg zu haben. Das, was noch bis in die Klassik hinein einen Autor ausgemacht hat, ist, dass er sich modifiziert, um das zu schreiben, was er noch nicht schreiben konnte. Und das, würde ich sagen, das ist der Erfolg beim Schreiben.” (Raimund Tabor, Dozent für Drehbuch, Drehbuchautor der Serie „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“, und Leitender Drehbuchautor der Saxonia Media Berlin)
„Ich habe für mich gemerkt, meinen eigenen Weg zu gehen, im Beruf, ist auf jeden Fall der, dass ich natürlich Anweisungen von einem Regisseur, von einer Romanvorlage, dass ich das natürlich in gewisser Weise umsetzen muss, was vorgegeben ist. Aber auf der anderen Seite, meinen Weg zu gehen ist, eine freie Interpretation zu leben.“ (Dietmar Wunder, Synchronsprecher, Schauspieler, Dialogregisseur und Hörspielsprecher)
Hofmann, Janka/ Hannah Céline Kronen/ Joshua Aaron Perlbach/ Alexandra Seppel: Arbeit am Genie. Ein Audiofeature. Nach Interviews mit Joscha Sauer, Cartoonist und Regisseur der Serie „Nichtlustig“, Anette Schönberger, Drehbuchautorin der „Rosenheim-Cops“, Raimund Tabor, Dozent für Drehbuch, Drehbuchautor der Serie „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“, und Leitender Drehbuchautor der Saxonia Media Berlin, und Dietmar Wunder, Synchronsprecher, Schauspieler, Dialogregisseur und Hörspielsprecher. Gesprochen von Christopher Kussin. Wintersemester 2018/ 2019 v. 10. Mai 2019 (= „Tell me about that …“ Creativity, Design and Media, Language and Writing. Verbale Kommunikation in der Praxis. Ein Podcast-Projekt; Nr. 056). – Dauer: 15:00 Min. [… Mit samplebasierter Musik von Janka Hofmann. …] – Quelle: https://d.th-nuernberg.de/vk/portfolio/arbeit-am-genie-von-musen-inspiration-und-muehe/