Tiefe Songs – verfolgt vom Kitsch. Songwriting und Gefühle

Wir wollen echt sein. Einzigartig. Nicht zu forciert, nicht oberflächlich …

„Ich liebe dich.“

Das klingt oberflächlich und kitschig. Aber auch ehrlich.

Ich habe Sehnsucht. Nach diesem Menschen mit baumrindenbraunen Haaren, den es gar nicht gibt. Wenn ich diesen einen Track höre, ist es, als hätte ich zehn Hochzeiten inklusive Trennung durchlebt. Obwohl ich noch nie geheiratet habe.

Meine Playlist ist mir manchmal peinlich, aber ich finde sie auch ganz geil.

Keine Ahnung. – Ich brauche ihn: den Kitsch. Und den baumrindenbraunhaarigen Menschen aus dem Lied. Auch, wenn ich es schon tausendmal gehört habe. Also: Was hat es mit dem Kitsch auf sich, der uns durch die Augen fieser Gartenzwerge angrinst; und uns gleichzeitig durch wunderschön geformte Lippen zugesungen wird? – Darum geht es heute: Tiefe Songs, verfolgt vom Kitsch.

„Es ist interessant, viele der erfolgreichen Songs haben sehr viel Kitsch enthalten. Aber mir kommt es in Songwriting-Workshops nicht darauf an, dass das Ergebnis ein Hit wird. Es muss kein Lied sein, das die Charts toppt. Mir ist es wichtiger, dass der Song sich für die Person richtig anfühlt.“ (Rachel Sermanni, Sängerin und Songwriterin aus Carrbridge in Schottland)

„Ähm, das „Gegenteil von Kitsch“? Ja, ne heftige Abgestumpftheit? Oder … ne Unsensibilität vielleicht. Kitsch ist ja nicht schlecht. Kitsch zeugt von der Suche nach ner gewissen emotionalen Tiefe oder auch Wärme. Vereinfacht dargestellt. Also: so n bisschen Kitsch, so n bisschen Romantik, so n bisschen … Ja, das Gegenteil von Kitsch ist, glaube ich: heftige Verschlossenheit.“ (Jeremias Heimbach, Sänger und Songwriter der Band Jeremias aus Hannover)

Grass, Maja/ Geneva Späth: Tiefe Songs – verfolgt vom Kitsch. Ein Audio-Feature. Nach Interviews mit Jeremias Heimbach, Sänger und Songwriter der Band Jeremias, Hannover – und – Rachel Sermanni, Schottische Folk-Musikerin und Songwriterin. Gesprochen von Maja Grass und Geneva Späth. Wintersemester 2020/ 2021 v. 5. März 2021 (= „Tell me about that …“ Creativity, Design and Media, Language and Writing. Verbale Kommunikation in der Praxis. Ein Podcast-Projekt; Nr. 067). – Dauer: 15:00 Min. [… Unter Verwendung (für dieses Projekt) rechtefreier Musik und Sounds …] – Quelle: https://d.th-nuernberg.de/vk/portfolio/1963/