Dive into Deep – ein Magazin-Launch

Dive into Deep: hinab zu den Sinnen

Zum Launch der neuen Ausgabe von auch gut_ – Design und Denken dem Magazin der Fakultät Design der TH Nürnberg am 19.01.2023, um 19:00 Uhr im DV-Space

Beim Launch der neuen Ausgabe des auch gut_ Magazins tauchen wir hinab in die Welt der Sinne. Tag für Tag sind wir mit einer schier endlosen Menge an Sinneseindrücken konfrontiert. Doch nur selten nehmen wir uns einen Moment, um innezuhalten und sie aktiv wahrzunehmen. Anlass, wieder ein Bewusstsein für das zu schaffen, was uns unsere Sinne bedeuten. Und was sie können.

Gutes Design meint alle Sinne

Design meint über seine Optik hinaus ebenso die übrigen Sinne. Da werden auch andere als nur der Sehsinn angeregt – oder gleich direkt angesprochen und genutzt. So kann man Kommunikation, Objekte und Räume hören, fühlen, riechen und schmecken.

Ein wichtiges Stichwort dabei: Immersion – das Gefühl, in etwas hineingezogen zu werden und mit dabei zu sein. Das Buchcover eines Thrillers versetzt uns in schauerliche Kälte, schon beim Anblick eines Konzertplakats hören wir Gitarren kreischen und durch die Augen einer Filmfigur erleben wir eine andere Welt.

Als Designer*innen gestalten wir eben auch … den Sog und seine Intensität

Sinne sind die Grundlage unserer Kommunikation, Basis und Ziel jeder Gestaltung und deshalb das Thema der fünften Ausgabe des auch gut_-Magazins.

Studierende und Lehrende haben sich Gedanken über Design und die Sinne gemacht. Sie haben zum Thema recherchiert und gemeinsam mit Expert*innen reflektiert. So viel sei gesagt: Das Ergebnis hält so manche Überraschung bereit.

Übrigens auch dieser Abend: Präsentation und Event …

Erscheint also zahlreich zum Launch im DESIGNVEREIN und bringt auch gerne Freund*innen und Familie mit.

Ihr findet uns am Donnerstag, den 19.01.2023, um 19:00 Uhr im DV-Space, Humboldtstraße 105, 90459 Nürnberg. – Wir warten dort schon mit Erfrischungen auf euch.

Der DV-Space, das sind die Ausstellungs- und Büroräume des DESIGNVEREINS, dem Netzwerk der ehemaligen Studierenden der Fakultät Design. Und er liegt … in Nürnbergs Südstadt, zwischen Bahnhof und Maffeiplatz.

Ansprechpartner*innen:

… zum Event: Prof. Christine Albert, Dekanin der Fakultät und Professorin für Raum- und Eventdesign

… zum Magazin und seiner neuen Ausgabe: Prof. Dr. Max Ackermann, einer der Herausgeber und Professor für Verbale Kommunikation

Mehr Infos zu auch gut_ zum aktuellen Heft und den vorherigen – gibt es übrigens hier


Text: Christine Albert
Bild: Die Studierenden des dritten Semesters Raum- und Eventdesign, Fotos von Katharina Betz

13. Januar 2023

Auftrag für Designerïnnen: Mehrwert für einen größeren Teil der Gesellschaft schaffen

Foto: © O. Kussinger

Zwei Studierende im Wahlpflichtfach »Design und Gesellschaft« haben bei ihren Recherchen und dem anschließenden Interview Gregor Strutz und seine Arbeit im Kollektiv »inkl.« kennengelernt und angeregt, ihn im Rahmen des Designers’Circle zu einem Vortrag einzuladen. Die Anzahl der Besucherïnnen zeigt, dass sich viele Designstudierende und Designerïnnen für das Thema »Inclusives Design« interessieren und etwas über Zusammenhänge, Möglichkeiten und Beispiele erfahren wollen.
Gregor Strutz hat sich stark dem Inklusiven Design verschrieben und zeigte in seinem lebendigen und engagierten Vortrag sehr fokussiert auf, warum es längst nicht um ein Randthema für vereinzelte
besonders verantwortungsbewusste oder gar betroffene Kreativschaffende ist.

Barrierefreiheit – Inklusion – Design
Barrierefreies Design für Menschen mit Behinderung, die aufgrund von z.B. mobilen Einschränkungen oder Sehbehinderungen besondere Aufmerksamkeit verdienen, kann aus seiner Sicht nur der erste Schritt sein. Schließlich erweitert sich bei genauer Betrachtung der Kreis innerhalb der Gesamtgesellschaft sehr schnell auf Menschen mit Einschränkungen, ältere Menschen und schließlich auf alle anderen, die aus der richtigen Perspektive betrachtet, lediglich »vorübergehend nichtbehindert« sind. Denn auch das Durchschnittsalter der Bevölkerung ändert sich rasant, kognitive Einschränkungen nehmen stark zu, immer häufiger treten psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Burnouts auf und auch die Anzahl von Erblindungen – nicht zuletzt als Folge der Volkskrankheit Diabetes – steigt signifikant an.

Foto: © O. Kussinger

»Die« und »Wir« – der falsche Ansatz
Bedenkt man, dass nur 3% der Menschen mit Behinderung von Geburt an so sind, ergeben sich 97% aller anderen Behinderung irgendwann im Laufe unserer individuellen Biografien. Gregor Strutz zeigt in seiner Argumentation deutlich auf, dass schon allein aus dieser Tatsache heraus mindestens 30% der Gesellschaft von inklusivem Design profitiert. Und es werden immer mehr…  

Gregor Strutz nennt gute Argumente, wenn er Designerïnnen einlädt, sich an Inklusionsprozessen zu beteiligen und Kommunikation so konzipieren und gestalten, dass sie möglichst alle erreicht. Dabei ist es noch wichtiger als sonst, Experten und Betroffene in den Designprozess von Anfang an einzubinden, die wesentlichen Designentscheidungen abzustimmen und Prototypen einem kritischen Anwendungstest zu unterziehen.

Ein hochinteressantes Thema, ein inspirierender Vortrag und ein kompetenter sympathischer Experte inklusiven Designs. Gut vorstellbar, Gregor Strutz bei einem der nächsten Projekte als Fachmann miteinzubeziehen…?

Der nächste Designers’Circle findet bereits kommenden Dienstag, 17.02.23 um 19 Uhr, diesmal im DV-Space in der Humboldtstraße 105 statt. Es sind wieder alle eingeladen, der Eintritt ist frei.

12. Januar 2023

Inklusion in Deutschland – die Designerin Cornelia Pock im Interview

Deutschland bewegt sich in Bezug auf ein inklusives Arbeits- und Ausbildungsleben europaweit im Mittelfeld. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Giuseppe Troiano von der Design Redaktion der TH Nürnberg sprach mit Cornelia Pock über das Thema Inklusion in Deutschland und woran es ihrer Meinung nach an der Umsetzung hapert. – Ein Interview von Giuseppe Troiano

Wie kam es zu dem Thema Inklusion?

Das Thema Inklusion ist eine Art Fazit, wenn man sich mit dem Thema Behinderung beschäftigt. Das hatte ich getan. Sowohl aus persönlichen Gründen als auch wegen meines allgemein hohen Interesses an Menschen und gesellschaftlichen Themen. Umso mehr ich über dieses Thema erfahren habe, umso mehr wurde mir klar, mit was für einer gigantischen Parallelwelt ich es zu tun habe. Klingt hart, aber ist in den meisten Fällen leider wahr. Das hat in mir vieles ausgelöst: Fassungslosigkeit, Neugier, Ehrgeiz.   

Was ist das Kernproblem?  

Ich würde nicht sagen, dass es das eine Kernproblem gibt, das wäre zu einfach. Aber hier ein paar der zentralen Probleme:

In einer Leistungsgesellschaft, die den Wert eines Menschen anhand seiner objektiven Leistung und seines objektiven Erfolgs misst, werden leistungsschwächere Menschen immer an den Rand gedrängt und für weniger wertvoll befunden. Die Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung weniger leistungsfähig sind, werden dadurch in eine Ecke gedrängt, in der ihnen weniger zusteht, da man davon ausgeht, dass sie weniger zum Gemeinwohl beitragen als andere. Zusätzlich werden sie häufig auch weniger gefördert, da der subjektive Erfolg kein Geld bringt.

Gleichzeitig ist unsere Leistungsgesellschaft auch der Apparat, der das Geld einbringt, um Menschen mit Behinderung unterstützen zu können – das darf man nicht vergessen. Wirtschaftlich schwächere Länder können noch so motiviert sein, was Inklusion angeht: Sie können es schlichtweg nicht finanzieren.

Ein weiteres sehr relevantes Problem ist der Kreislauf der Separierung, der eine innere Haltung der Hemmung und Distanz begünstigt. Dadurch, dass ich niemanden in meinem Umfeld mit Behinderung habe, finde ich es deutlich befremdlicher, jemanden mit Behinderung zu treffen. Das führt dazu, dass ich mich eher von diesem distanzieren möchte. Das muss kein böser Wille sein. Viele haben Angst, etwas falsch zu machen oder wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen.

Woran leiden die Betroffenen, die du befragt hast, im Alltag?

Häufig an fehlenden Möglichkeiten. Alles muss immer perfekt organisiert sein, damit die Dinge funktionieren. An Spontanität ist häufig nicht zu denken. Dafür ist allein der öffentliche Raum nicht barrierefrei genug. Simple Beispiele wären nicht funktionierende Rolltreppen zu Bahngleisen. Die meisten Rollstuhlfahrer müssen sich im Vorhinein ausführlich erkundigen, wo Rolltreppen und Aufzüge nicht funktionieren. Zusätzlich muss eine Assistenz bei der DB gebucht werden, der den Einstieg in den Zug ermöglicht, wenn dieser nicht ebenerdig ist.    

Wie bist du methodisch an das Thema herangegangen?

Bei meiner Recherche habe ich zunächst verschiedene Formen von Behinderungen auf Basis ihrer konkreten persönlichen Symptome unterschieden. Von da aus ging es dann in alle Richtungen weiter:

– die jeweilige Wechselwirkung von „anders sein“ und Gesellschaft,

– das jeweilige Selbstempfinden,

– unterschiedliche Ursachen.

Diese verschiedenen Stränge führen dann bei den allgemeineren Themen wie „Inklusion, Bildung, Kindheit“ etc. wieder zusammen.  

Welche Ursachen von fehlender Inklusion konntest du ausmachen?

Eine wichtige Ursache ist definitiv der mangelnde Wille der Politik und der Bevölkerung. Es wird nicht gesehen, dass Inklusion etwas ist, dass wir für uns alle umsetzen sollten und nicht eine „gute Tat“ für eine Randgruppe.

Dann haben wir das Problem, dass es aktuell an jeder Ecke brennt. Andere Themen werden als wichtiger erachtet. Das ist allerdings nur eine aktuelle Ursache. Vor 20 Jahren konnte das noch nicht als Ausrede vorgebracht werden.

Zum Teil ist Inklusion auch aufseiten der Menschen mit Behinderung einfach nicht gewünscht. Nämlich dann, wenn diese einen Safe Space dringend brauchen und diesen auch nicht verlassen wollen.

Was heißt Behinderung überhaupt und welche Formen von Behinderung hast du beleuchtet?  

Per definitionem bedeutet Behinderung, dass eine Person körperlich oder psychisch so stark vom altersüblichen Zustand abweicht, dass sie dadurch nicht oder nur sehr eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann.

Folgende Formen habe ich beleuchtet:

Körperbehinderungen, Sinnesbehinderungen, Lernbehinderungen, geistige Behinderungen, psychische Behinderungen und Grenzfälle mit Fokus auf Autismus.

Für dich fängt eine fehlende Integration schon bei der Sprache an. Was müsste sich ändern?  

Es fängt mit einem feinen sprachlichen Unterschied an. Zunächst muss nämlich klargestellt werden, dass Inklusion und Integration etwas völlig Unterschiedliches sind. Ich möchte das gerne an einem Beispiel erklären, das mit Sprache zu tun hat:

Wenn eine blinde Person an unserer Hochschule studiert und von einer Assistenz begleitet wird, die ihr alle projizierten und ausgeteilten Texte vorliest, dann wäre sie in unser Hochschulleben integriert worden. Inkludiert wäre sie aber, wenn sie die Texte so zur Verfügung gestellt bekommen würde, dass sie diese selbst aufnehmen kann. Also entweder in Brailleschrift oder digital und barrierefrei, sodass sie sich diese vom Computer vorlesen lassen kann. Das ist ein sehr vereinfachtes Beispiel, das aber deutlich macht, worum es geht.

Grundsätzlich kann ich zum Thema Sprache aber sagen, dass diese unglaublich wichtig ist. Und sehr viel Macht hat, Menschen an einem selbstbestimmten Leben zu hindern. Meiner Meinung nach müsste es alle relevanten Texte – behördlich, juristisch, etc. – auch in vereinfachter Sprache für Menschen mit geistiger Behinderung geben. Ebenfalls digital und barrierefrei, für Legastheniker und Blinde. Auch die Gebärdensprache ist nicht zu vergessen. Entgegen der Annahme vieler ist diese nämlich auch in Schrift nicht identisch zur Lautsprache.

Weshalb war es dir wichtig, das Thema fotografisch zu beleuchten?  

Es braucht Bilder, um den Leser dazu zu bringen, die Texte nicht distanziert herunterzulesen. Ich möchte, dass man auch mal innehält und die Dinge auf sich wirken lässt. Zusätzlich helfen die Bilder dabei, den Inhalt auf einer anderen Ebene zu verstehen. Sie erleichtern den Zugang.

Deshalb auch die Buchform?  

Ja. Weil ich ein Medium wollte, für das man sich Zeit nimmt, das man aber jederzeit auch weglegen kann, wenn man die aufgenommenen Informationen erst einmal verarbeiten will.

Viele denken beim Stichwort Inklusion sofort an Schule. Warum gibt es noch kein inklusives Schulsystem?  

 Das deutsche Schulsystem ist im weltweiten Vergleich auffallend separierend. Das heißt, der Sprung zu einem inklusiven Schulsystem wäre sowohl in den Köpfen als auch organisatorisch besonders groß. Es ist aber natürlich keine Begründung dafür, warum wir an diesem Punkt noch nicht sind – es ist ja einiges an Zeit vergangen. Bei dieser Frage gibt es nicht „die eine Wahrheit“, dafür ist das Thema zu komplex. In meinen Recherchen ist die zutreffendste Antwort aber folgende: Ein inklusives Schulsystem ist unglaublich herausfordernd. Wirklich scheitern tut es aber am mangelnden Willen. Undurchdachte Konzepte wurden auf unausgebildete Lehrkräfte losgelassen. Inklusive Zusammenarbeit und Zusammenleben scheiterten. Aus dieser völlig vorhersehbaren Entwicklung schloss man, dass es wohl einfach nicht möglich sei. Damit hat man es sich sehr leicht gemacht. Es gibt allerdings wenige Schulen, wo Kompetenz und Engagement im richtigen Ausmaß da sind und wo Inklusion bereits jetzt gelebt wird. Wie genau das funktioniert, würde hier den Rahmen sprengen, aber ich kann dazu beispielsweise das Interview mit der Pädagogin Prof. Dr. Jutta Schöler Gemeinsamer Unterricht als Organisationsform auf YouTube empfehlen.

In Italien gibt es seit den späten 80ern ein inklusives Schulsystem. Leider müssen sich dort den Kindern mit Lernbeeinträchtigungen am Tempo der „schnelleren“ anpassen. Müssten Inhalte nicht so aufbereitet werden, dass alle Kinder gleichzeitig daran arbeiten, aber immer an ihrem jeweiligen Lerntempo angepasst? Leiden die Kinder in einem inklusiven System also am zu starken Leistungsdruck?    

Wenn das so ist, kann von einem inklusiven Schulsystem schlichtweg nicht die Rede sein. Wie du richtig erkannt hast, geht es darum, dass jedes Kind in seinem eigenen Tempo passende Inhalte lernt. Der Kern des jeweiligen Themas, an dem gemeinsam gearbeitet wird, ist es, der die Kinder zu einer Klasse und Gemeinschaft macht – nicht das gleiche Leistungsniveau. Wenn das nicht gegeben ist, leiden immer irgendwelche Kinder darunter. Ob der Unterricht dann zu schnell, zu langsam, zu unter- oder überfordernd ist, ist völlig egal. Ein eindimensionaler Unterricht kann gar nicht allen Kindern gerecht werden. Das tut er auch in unserem jetzigen Schulsystem nicht.

Wie sieht es mit Inklusion in der Arbeitswelt aus?  

Hier muss man zwischen zwei Herausforderungen unterscheiden bzw. folgendes bedenken: die allermeisten Menschen mit Behinderung haben diese in Form von körperlichen oder psychischen Einschränkungen. Das bedeutet, dass man einen Großteil dieser Menschen auf dem Arbeitsmarkt inkludieren könnte, indem Arbeitsräumlichkeiten barrierefrei (z. B. rollstuhlgerecht), bzw. Arbeitsformen flexibler (z. B. Homeoffice) wären. Schwieriger ist es bei Menschen mit geistiger Behinderung. Hier müssten passende Tätigkeiten und Arbeitsumfelder geschaffen werden. Das ist nicht einfach und auch vonseiten der Menschen mit Behinderung nicht immer erwünscht. Grundsätzlich haben viele Arbeitgeber Angst davor, einen Menschen mit Schwerbehinderung anzustellen, da sie viel zu schlecht über ihre Pflichten und Rechte als Arbeitgeber informiert sind. Dieser Kreislauf ist beim Thema Inklusion allgemein zu beobachten: Es wird sich nicht getraut, etwas zur Inklusion beizutragen, weil Inklusion so wenig vorhanden ist, sodass man nicht weiß, was dieser Schritt überhaupt bedeuten würde. 

In welchen anderen gesellschaftlichen Bereichen fehlt es auch an Inklusion und woran scheitert es?  

Oft werden die „banaleren“ Bereiche als weniger wichtig erachtet, dabei sind sie unglaublich relevant! Würde eine Inklusion zwischenmenschlich und im Bereich Freizeit gelebt werden, wäre die Hürde zu den organisatorisch schwierigeren Bereichen sehr viel geringer. Jegliche Freizeitangebote müssten also inklusiver werden.


Interview: Giuseppe Troiano
Fotos: Giuseppe Troiano

9. Januar 2023

Wir gratulieren zum Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur

Jeff Chi hat – nach eigener Aussage – ja bereits ein „… Glas Cola gewonnen beim Krabbenpul-Wettbewerb Eckernförde 1999 & ein Stück Brot beim Max-&-Moritz-Preis 2022”. So jedenfalls steht es auf seinem Instagram-Account zu lesen … Diesmal jedoch gab es obendrein noch den Bayerischen Kunstförderpreis in der Sparte Literatur.

Jeff Chi ist Absolvent unserer Fakultät und hat bei uns u.a. in den Modulen Illustration und Verbale Kommunikation studiert. Mehr zu ihm, zu seiner Arbeit als Comic-Künstler und seiner aktuellen Publikation findet sich übrigens da wie dort.

Chi wurde im hohen Norden Deutschlands, in Kiel geboren, lebt und wirkt aber jetzt beinahe schon zehn Jahre in Nürnberg. Im Hauptberuf entwickelt er Webseiten, nebenher gestaltet er Comics.

Jetzt wurde er – man darf es sagen: abermals – für seine weiter ausgebaute und im Zwerchfell-Verlag erschienene Bacheloarbeit prämiert, für die Graphic Novel „Who’s the Scatman?“.

Denn Ende des Jahres 2022 zeichneten ihn eine Jury und der bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Markus Blume aus mit dem Kunstförderpreis in der Sparte Literatur.

„Ski-bi dibby dib yo da dub dub – I’m the Scatman …”

Chis originelle Comic-Biografie beschreibt das Leben von „Scatman“ John Larkin. Und damit dokumentiert sie eine der vielleicht ungewöhnlichsten Karrieren der Pop-Geschichte, erzählt von einem One-Hit-Wonder, den Euro Dance- und Disco-Ausflügen eines begabten Jazz-Musikers, vom Stottern, Alkohol und Drogen, sowie einer rührenden Lebensphilosophie, verpackt in Songs und Auftritten.

Hartnäckige Recherche und ein eigenständiges literarisches Projekt

Die verschlungenen Lebenswege seines Protagonisten, die skurrilen Anekdoten und bewegenden Storys seines Comics hat Chi sich über einen langen Zeitraum erarbeitet, durch die Suche in Medien und Archivmaterial, durch ausführliche Korrespondenzen und Gespräche mit Weggefährtinnen und Weggefährten, sowie mit Fans des Musikers und Sängers.

Nun würdigt die Jury des Bayerischen Kunstförderpreises sein „beeindruckendes Buch”. Und ihre Entscheidung verweist auch auf Jeff Chis Hartnäckigkeit und Begabung für die journalistische und biografische Recherche. Denn all das brauche es, damit „… Leserinnen und Leser ein eindrucksvolles Bild dieser Künstlerpersönlichkeit” bekommen können.

Ein Ausschnitt aus dem Comic „Who’s the Scatman”

Außerdem sei Chis Biopic auch handwerklich vortrefflich geraten. Schließlich führe es unterschiedliche Zeitebenen zusammen und verknüpfe gleich mehrere Erzählstränge clever durch Text und Bild. Denn so erst werde das komplexe biografische Material, würden all die Fakten und Aussagen zu einem bemerkenswerten wie eigenständigen literarischen Projekt.

Max und Moritz mit dabei

Im Juni 2022 wurde Jeff Chi, auf dem Comic-Salon in Erlangen, schon einmal ausgezeichnet. Dort gewann sein „Scatman” einen Max und Moritz-Preis in der Kategorie „Bestes deutschsprachiges Comic-Debüt”.


Text: Max Ackermann
Bild: Jeff Chi, der Zwerchfell-Verlag und Serverin Vogl (für das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst)

7. Januar 2023

Computational Design for Future Systems (W2, Lehre/Forschung)

An der Fakultät Design ist zum Wintersemester 2023/24 oder später eine Professur der BesGr W2 für das Lehr- und Forschungsgebiet „Computational Design for Future Systems“ zu besetzen.

Alle Informationen und Bewerbung unter https://karriere.service.th-nuernberg.de/cm7zb. Bei Fragen zur Professur steht Ihnen gerne Herr Prof. Tilman Zitzmann (tilman.zitzmann@th-nuernberg.de, Tel. 0911/5880-2690) zur Verfügung.

22. Dezember 2022

Ehemaliger Professor der Fakultät Design jetzt Vize-Präsident der Hochschule für Fernsehen und Film München

Wir gratulieren … Prof. Jürgen Schopper ist nun als Vize-Präsident Teil der Hochschulleitung der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München. – Schopper war nach einer Teilabordnung von der TH Nürnberg im April 2021 schließlich als Professor an die HFF berufen worden. Er ist dort verantwortlich für den Studienschwerpunkt VFX.

Vize-Präsident Prof. Jürgen Schopper (geb. 1968) studierte Malerei, Design und Digitale Bildgestaltung. Er war als freier Computeranimator und als Production Designer für Film- und TV-Produktionen tätig, ehe er 1995 bei 20th Century Fox als Computer Animation Artist für INDEPENDENCE DAY beschäftigt war. Der Film erhielt 1996 den Oscar für die besten visuellen Effekte.

Wieder zurück in Deutschland wurde Jürgen Schopper bei ARRI Film & TV als Visual Effects Supervisor unter Vertrag genommen. In Folge wurde ihm die neu geschaffene Position als Creative Director für VFX übertragen. In dieser Funktion betreute er vor allem Spielfilmproduktionen, aber auch Fernsehfilme, TV-Serien und Großevents. Für seine Arbeiten erhielt er noch viele weitere Preise und Auszeichnungen. Als Referent ist Prof. Jürgen Schopper an Hochschulen sowie auf Messen und Fachkongressen tätig und schreibt Artikel für Magazine und Fachzeitschriften. – Schopper ist auch Mitglied der Deutschen Filmakademie, in der Sektion Visual Effects.

Im Jahr 2001 wurde Jürgen Schopper als Professor an die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm berufen.

Dort leitete er an der Fakultät Design das Modul FILM & ANIMATION und initiierte das Filmfestival ohmrolle im größten Kino Nürnbergs, das zur Karrierebühne für viele Studierende wurde. Eine große Anzahl seiner Absolvent*innen ist inzwischen selbst beim Film tätig, weltweit und erfolgreich, insbesondere auch im Bereich Visual Effects.

Schon seit Oktober 2019 war Prof. Jürgen Schopper im Rahmen einer Teilabordnung von der TH Nürnberg an die HFF München an der Entwicklung des neuen Studienschwerpunktes VFX beteiligt. Im Mai 2020 erteilte das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst dann sein Einvernehmen zur Errichtung des Studienschwerpunkts „Bildgestaltung mit Schwerpunkt Kinematografie oder mit Schwerpunkt Visual Effects“ auf der Grundlage des von der HFF vorgelegten Konzepts. Im Oktober 2020 begannen dort die ersten Studierenden.

Im April 2021 übernahm Jürgen Schopper schließlich die Professur des Studienschwerpunkts VFX. Nun wurde er vom Hochschulrat der HFF München einstimmig zum Vize-Präsidenten gewählt.

Prof. Jürgen Schopper: „Der Studienschwerpunkt VFX ist … erfolgreich gestartet und mittlerweile mit nahezu allen Abteilungen … bestens verzahnt. Gerade diese abteilungsübergreifende Zusammenarbeit fand ich besonders spannend und zielführend …, da sie Horizonte öffnet.”

Und noch die Präsidentin der HFF Prof. Bettina Reitz: „Mit Jürgen Schopper haben wir nicht nur einen renommierten und preisgekrönten Creative Art Director, sondern auch einen langjährigen engagierten Hochschullehrer als Vizepräsidenten gewonnen. Jürgen Schopper hat den neuen Studienschwerpunkt Visuelle Effekte (VFX) an der HFF München maßgeblich mit angestoßen, konzipiert und aufgebaut. Unter seiner Leitung ist der Studienschwerpunkt Visuelle Effekte (VFX) … sehr erfolgreich gestartet. Dabei konnte er auf seine eigene langjährige Berufstätigkeit, seine zahlreichen Kontakte in die Branche und seine Erfahrungen beim Aufbau eines Studiengangs zurückgreifen. Bereits an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule hat er erfolgreich das Studienfach „Film & Animation” aufgebaut und lange Zeit geleitet. Aus dieser Zeit bringt er auch umfangreiche Erfahrungen in der Hochschulgremienarbeit mit, war u.a. bereits Dekan.”

Wir wissen das, freuen uns für ihn – und auf eine mögliche Zusammenarbeit.


Text: Max Ackermann – Anja Klinke
Bild: Jürgen Schopper – und ein Foto aus den Beständen der Faktultät Design

29. November 2022

Dozerdraws – ein Absolvent der Design Fakultät zeichnet für namhafte Studios

Marvel, DC, Darkhorse, Mad Cave oder Boom!Studios. Das sind allesamt namhafte Comicstudios. Namen, die jedem Fan wie Schokolade auf der Zunge zergehen. Und viele träumen davon, eines Tages in die Fußstapfen von Comic-Größen wie Stan Lee, Hergé oder Morris zu treten. … Doch einige sind auch skeptisch und fragen sich: Wo kann ich die Grundlagen erlernen (in Nürnberg?) Und kann ich Geld damit verdienen? Beides ist möglich.

Das Know-how erlernt man an der Fakultät Design der TH Nürnberg unter anderem in den Modulen Illustration und Film & Animation. Zwei von 11 Modulen, die an der Fakultät Design gewählt werden können. Und, dass das einen Comiczeichner auch beruflich weit bringen kann, zeigt uns Damian Thüring aka Dozerdraws. Ein Absolvent der Fakultät Design, der mittlerweile für renommierte Comicstudios wie den Boom!Studios und Mad Cave arbeitet und sich damit einen Traum verwirklicht hat.

Der Comickünstler Dozerdraws – hier mit den Wrestlern Cesaro und Sheamus.

Vom Hobby zum Beruf

Bevor er sein langjähriges Hobby zum Beruf machen konnte, musste er erst einmal viele Kenntnisse erwerben und verfestigen, auch in Bereichen wie Anatomie, Aktzeichnen, Farbenlehre, Perspektive oder Komposition. Und genau hier hat ihm sein Studium in Nürnberg geholfen. Das Modul Illustration bietet sämtliche Kurse an, die die Grundlagen der 2D-Bildgestaltung vermitteln. Zusätzliches Wissen bekam er im Modul Film- und Animation, wo er sein Know-how auch auf bewegte Bilder übertragen konnte. Im Laufe der Zeit entstand so ein Portfolio, das ihm seinen ersten größeren Auftrag bescherte, weil es einen interessanten Autraggeber überzeugte.

So hat Dozerdraws für die legendären Boom!Studios Lumberjanes gezeichnet, ein Comic, bei dem es um eine Gruppe von fünf Mädchen namens Mal, Ripley, Molly, April, und Jo, geht, die ihre Ferien in einem Sommercamp verbringen und dort übernatürlichen und seltsamen Kreaturen begegnen. Dabei musste er keine neuen Charaktere erfinden, sondern konnte die Figuren in seinem persönlichen Stil umsetzen.

Der Umfang des Comics betrug acht Ausgaben à 22 Seiten. Comicexperten wissen: Das sind mindestens 220 Panels, also 220 Einzelbilder. Daran arbeitete er ein ganzes Jahr! „Ich habe einiges gelernt, was Panel-Aufteilung und Layout betrifft und vor allem hat es mir wahnsinnig viel Spaß gemacht”, sagt der sympathische Nürnberger, der mit seinen blauen Haaren, selbst wie eine Comicfigur wirkt – und das im absolut positven Sinn.

Figuren zum Leben erwecken

Auf die Boom!Studios folgten dann kleinere Freelance Jobs und schließlich ging es zu den Mad Cave Studios, die mit internationalen Künstlern zusammenarbeiten und ihren Schwerpunkt auf meisterhaft illustrierte Comics legen. Im Vordergrund stehen dabei Character Designs und Storytelling. Insbesondere Storytelling hat er sich im Modul Film angeeignet, in dem man ja unter anderem Storyboards und Charactersheets anfertigen muss und sich mit dem zeitlichen Verlauf einer Geschichte auseinandersetzt.

Für die Mad Cave Studios durfte er an der Last Session Serie arbeiten. „Das war eine komplett neue Serie für die noch keine Character Designs feststanden, also konnte ich mich da gemeinsam mit der Autorin austoben und ihre Figuren zum Leben erwecken. Mir fällt es irgendwie immer leichter, wenn jemand anderes für die Story zuständig ist und ich mich nur aufs Design konzentrieren kann. Für fünf issues à 22 Seiten war ich da ziemlich genau ein Jahr beschäftigt“, erklärt Dozerdraws.

Gegen Ende der Produktion von The Last Session erhielt Damian vom gleichen Verlag bereits die nächste Anfrage: eine rund 180 Seiten lange YA Graphic Novel namens Paper Planes. Die grobe Storyline stand bereits und nach den Character Designs und der allgemeinen Stilfindung für das Buch, hatte Dozerdraws die ersten Skripte bekommen. Danach konnte er mit dem Zeichnen so richtig loslegen, denn er musste sich nicht erst um die Story kümmern. Die war ja schon vorgegeben.

Paper Planes handelt von zwei besten Freunden, Leighton Worthington und Dylan Render. Die beiden verbringen über den Sommer in einem Camp für Problemkinder. Die im Camp verbrachte Zeit zwingt sie auf eine Reise, um herauszufinden, wer sie sind und wer sie sein wollen. Paper Planes wird es nächstes Jahr, ab Mai 2023 zu kaufen geben. Ganze zwei Jahre hat das fertige Buch in Anspruch genommen.

Andere Hobbys?

Sicherlich: Doch auch in seiner Freizeit verbringt der Künstler viel Zeit mit dem Zeichnen. Am liebsten lässt er sich von seinen Lieblingsserien, Filmen und Medien inspirieren und kreiert dazu unglaublich viel Fanart. Nicht selten entsteht dadurch der Kontakt zu manchen Schauspieler*innen, Sportler*innen und Produktionsfirmen, die ihm weitere Aufträge bescheren.

Zwei Sportler, die er mit seiner Kunst begeistern konnte, waren die Wrestler Cesaro und Sheamus. Der Nürnberger überreichte den beiden Spitzensportlern bei der Comic Con in Wales ein Fancomic, in dem ihre gesamte gemeinsame Laufbahn bei der WWE nochmal gezeigt wurde. „Die Beiden haben sich mega darüber gefreut“, erzählt Dozerdraws.


Mittlerweile begeistert und inspiriert Dozerdraws mit seinen Arbeiten Tausende von Fans. Auf seinem Instagram-Account hält er seine Follower regelmäßig auf dem Laufenden. Und auch seinen Comic The Last Session kann man in Nürnberg erwerben, im Ultra Comix.


Text: Thuy An Nguyen und Giuseppe Troiano
Bilder: Dozerdraws

13. November 2022

Was wäre, wenn …? Eine Stadt probt ihren Untergang

Die Fakultät Design ist dem Urban Lab, dem Zentrum für partizipative Stadtentwicklung, verbunden. Man denke nur an Sebastian Schnellbögls Bachelorarbeit, aus der „Stadt für alle” folgte, eine Mischung aus Konferenz und Festival.

So freuen wir uns auch, auf eine aktuelle Einladung hinweisen zu können: auf einen „Krisen-Jam” im Rahmen von „Was wäre, wenn …? Eine Stadt probt ihren Untergang”.

Ein Projekt, das uns begreifen und mittun lässt

Es fällt Menschen und Gesellschaften, auch Städten nicht leicht, sich mit Bedrohungen auseinanderzusetzen. Der Klimawandel zeigt das nur allzu deutlich. Auch wenn es spürbar heißer wird, wirkt für viele immer noch schwer greifbar und abstrakt, was da eigentlich geschieht.

Das Pilotprojekt Was wäre, wenn …? – Eine Stadt probt ihren Untergang der Initiative Nationale Stadtentwicklungspolitik ändert dies. Indem es die Bedrohung ins Hier und Jetzt holt und damit eine Bearbeitung durch die Stadtgesellschaft ermöglicht. Die sich den nahenden Problemen, wenn möglich, rechtzeitig stellt.

Denn hier geht es um eine hilfreiche Verknüpfung von Design und Prototyping, Konzeption, Beratung und Begleitung, Projektumsetzung, Studien und Analysen, Workshops, Koproduktion und Partizipation, Social Entrepreneurship, Urbane Räume und Wissenschaft.

Was heißt das?

Die Bürger*innen der Stadt Nürnberg werden mit der Zukunftsvorstellung einer extremen Hitzewelle bzw. Dürre konfrontiert, wie sie im Jahr 2035 eintreten könnte.

Die (noch) fiktive Krise basiert auf einem wissenschaftlich fundierten Szenario. Aber durch fiktionale Berichterstattung und öffentliche Interventionen im urbanen Raum wird sie für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt zu einer erlebbaren Geschichte.

Gleichzeitig ergeht ein Aufruf an alle, die Zivilgesellschaft und die Wirtschaft der Stadt, schon jetzt Lösungen zu entwickeln, damit sich Nürnberg besser auf zukünftige Veränderungen vorbereiten kann.

Wann und wo?

Krisen-Jam – Es wird heiß!
Samstag, den 19. November 2022
10:00 bis 16:00 Uhr
Kulturwerkstatt auf AEG
Fürther Straße 244d


Text: Urban Lab, Max Ackermann
Bild: Urban Lab

10. November 2022

Sampah – ein mehrfach ausgezeichneter Film eines Absolventen der Design Fakultät

Was passiert mit unserem Müll? Ab in den Mülleimer und alles ist gut? Frei nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Ein folgenschwerer Irrtum. Denn jährlich werden Millionen Tonnen Plastikmüll in Nicht-EU-Länder exportiert – zwei Drittel in die Türkei, nach Malaysia, Vietnam und Indonesien. Nicht selten landen diese Müllberge auf unkontrollierten Müllhalden vor den Toren der Großstädte wie Jakarta. Das Problem dieser Deponien ist, dass wild wuchernde Müllberge nie kleiner werden, sondern stetig wachsen. Entsorgt wird dabei alles, was den Menschen und die Umwelt schädigt – Restmüll, Biomüll, Plastik, Elektromüll und Dosen, aber auch gefährliche Chemikalien, Öle oder Medizinfläschchen.

Im Königreich des Abfalls

In ihrem Dokumentarfilm Sampah – The Kingdom of Bantar Gebang macht ein Nürnberger Filmteam um den Absolventen der Design Fakultät Pavel Tscherkovsky, der für die Postproduction zuständig war und dem Nürnberger und Produzenten des Films Michael Horschelt auf das riesige Müllproblem in Ländern wie Indonesien aufmerksam, das uns alle etwas angehen sollte. Denn der mit 17.000 Inseln größte Inselstaat der Welt wird häufig von Überschwemmungen betroffen, bei denen der (Plastik-)Müll in die Gewässer gespült wird und letztendlich über die Weltmeere wieder zu uns gelangt.

Leben am Ende der Wertschöpfungskette

Der Film wurde 2019 in einer der größten Müllhalden Südostasiens gedreht – in einem Ort namens Bantar Gebang, nahe der Hauptstadt Jakartas. 6000 sogenannte Waste-Picker, Müllsammler, leben und arbeiten rund um die Deponie und suchen täglich nach Überresten und Verwertbaren. Für sie stellt die Arbeit auf der Müllhalde die einzige Einkommensquelle dar. Kinder helfen ebenso mit wie die Erwachsenen – wenn sie nicht gerade in und mit den Abfällen spielen.

Gas kennt keine Grenzen

Sampah steht indonesisch für Müll und wird häufig noch vor Ort verbrannt, um an Draht oder Metall zu gelangen. Der dabei aufsteigende Rauch und die sehr giftigen Gase und Dämpfe können u. a. Tuberkulose und Atemwegserkrankungen auslösen. Auch Entwicklungsstörungen, Krebs, Unfruchtbarkeit und eine hohe Sterberate sind bei Müllsammlern keine Seltenheit. Mal abgesehen von den Folgen für das Weltklima.

Gleich mehrere Auszeichnungen

Drei Jahre arbeiteten Michael Horschelt, Regisseur Felix Marks, Pavel Tscherkovski und Florial Stenzel an dem Projekt. Finanziert wurde der Film unter anderem über die Crowdfunding-Plattform Startnext. Mehrmals stand das Projekt mit dem Titel Face your waste auf der Kippe und drohte in Vergessenheit zu geraten. Doch nun ist er fertig und stürmt ein Filmfestival nach dem anderen. Gleich mehrere renommierte Preise konnten sie abräumen. Vor kurzem standen sie als Preisträger des Münchner Better World Festivals des renommierten Regisseurs Detlev F. Neuferth fest und räumten beim Mannheimer Art and Movie Festivals in der Kategorie Gender equality rights and issues ab. In Brüssel schließlich wurde Regisseur Marks als bester Newcomer im Bereich Dokumentarfilm geehrt.

Grund für den Erfolg ist nicht nur die Aufdeckung eines unangenehmen Themas, das wir alle gerne verdrängen, und die schockierenden Bilder, sondern auch der Funken Hoffnung, den einige Menschen in den Deponien versprühen. Denn das Filmteam begleitet eine Frau, die ein Jugend- und Kulturzentrum betreibt, die die Deponie einst für ein anderes, besseres Leben verlassen hatte, zurückkehrte und den Menschen Halt und Zuversicht bietet.

Rosa Boenard heißt die Frau, die Sympathieträgerin und Schlüsselfigur des Films ist. Die Einnahmen des Films sollen in ihre Organisation fließen. Dazu wird eine Kinotour organisiert, die am 20. Dezember 2022 in Amsterdam beginnt und über Zürich und Paris auch nach Nürnberg führen soll. Sampah ist ein Film, der unter die Haut geht und einen Blick in eine Welt gewährt, die nur schwer zu begreifen ist. Dabei zeigen sie eine junge Frau, die unablässig für die Würde der Menschen von Bantar Gebang kämpft. Seit Jahren setzt sich Resa Boenard im Alleingang gegen die Vorurteile und Stigmata ein, mit denen Menschen konfrontiert werden, die am untersten Glied unserer Wertschöpfungskette leben. Letztendlich ist es ein Thema, dass auch uns etwas angehen sollte. Weitere Informationen und einen Trailer zum Film findet man unter www.bdv-ngo.de. Die Face your waste Crowdfunding Kampagne kann hier abgerufen werden: https://www.startnext.com/faceyourwaste


Text: Giuseppe Troiano
Lektorat: Luka Popp
Bilder: Michael Horschelt

13. Oktober 2022

Umweltpreis 2022 für eine Bachelorarbeit

Der Stadtrat von Nürnberg hat den diesjährigen Umweltpreis vergeben. Der vom Referat für Umwelt und Gesundheit ausgelobte Preis stand dieses Jahr unter dem Motto „Wasser“. Neben dem UrbanLab, in dem auch Ehemalige unserer Fakultät engagiert sind, gewann Sofie Schmelzer mit ihrer Bachelorarbeit, ihrem Buch „Sponge City“.

Der Umweltpreis der Stadt Nürnberg – zum Thema „Wasser“

Mit dem Umweltpreis zeichnet die Stadt Nürnberg alle zwei Jahre herausragende Leistungen zum Schutz der Umwelt und zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung aus. Alle Bewerbungen wurden von der Preisjury unter dem Vorsitz der Umweltreferentin Britta Walthelm ausführlich diskutiert und bewertet. – Walthelm erklärt dazu:

„In diesem Jahr haben wir den Schwerpunkt des Umweltpreises auf das Thema ‚Wasser‘ gelegt. Uns ging es darum, beispielgebende Projekte und Ideen, die für den nachhaltigen und respektvollen Umgang mit Wasser stehen, ausfindig zu machen und auszuzeichnen. Das Themenspektrum reichte dabei vom wertschätzenden Umgang mit Wasser bis zur Schwammstadt als Ansatz für die Anpassung der Stadt an die Folgen des Klimawandels.“

Das Urban Lab

Das Urban Lab hat sich gegründet mit dem Ziel, Bürgerinnen und Bürger dafür zu begeistern, ihre Stadt selbst zu gestalten. Und so das positive Potenzial der Stadtgesellschaft zu nutzen. Das Engagement ist vielfältig – neben der Qualifizierung, Vernetzung und Förderung von Projekten gibt das Urban Lab auch eigene Impulse für eine aktive Stadtgestaltung, gleichermaßen im Sinne des Gemeinwohls, wie des Klima- und Umweltschutzes.

So konnte etwa der Foodcube entwickelt werden, ein modulares System zur besseren Wassernutzung und zum Anbau von Gemüse und Fisch mitten in der Stadt. – Und auf städtischen Plätzen, Hinterhöfen, Terrassen und Dächern schaffen grüne Inseln neue Aufenthalts- und Lernorte, an denen man sich mit frischen Lebensmitteln versorgen und etwas über die Landwirtschaft der Zukunft lernen kann.

„Sponge City“ von Sofie Schmelzer

Mit ihrem Sachbuch „Sponge City“ führt Sofie Schmelzer an das zukunftsweisende Konzept der „Schwammstadt heran. Über Gestaltung, Text und Fotografie schafft die Absolventin der Fakultät Design einen Zugang zu einer sonst nur fachspezifischen Thematik und ermöglicht so einen Einstieg für Interessierte.

Sponge City ist ein Konzept der Stadtplanung. Hierbei soll anfallendes Regenwasser lokal gespeichert und genutzt und nicht einfach nur kanalisiert und wieder abgeleitet werden. Auf diese Weise sollen Überflutungen durch heftigen Regen vermieden, Fassaden-, Dach- und Freiflächenbegrünung begünstigt und das Stadtklima verbessert werden. Das Konzept verfolgt einen integrativen Ansatz, erzeugt Synergien und zeigt Möglichkeiten für eine eigene Beteiligung.

Nach umfassender Recherche hat die junge Designerin ermittelt, dass im deutschsprachigen Raum noch kein Buch existiert, das über das Konzept der Sponge City informiert. Das Buchprojekt „Sponge City“ selbst entstand im Wintersemester 2021/2022 zwischen Oktober 2021 und März 2022 im Rahmen einer Bachelorarbeit.


Text: Max Ackermann, Stadt Nürnberg – Amt für Kommunikation und Stadtmarketing
Bilder: Sofie Schmelzer

15. September 2022