Nein, nicht alle Designer*innen, die ausgezeichnet sind, gewinnen auch Preise. Und: Man braucht auch nicht unbedingt welche, um gut oder kreativ zu sein … und es selbst zu wissen. – Aber freuen kann es einen dennoch … sehr sogar … wenn man mal einen Preis erringt. Sind sie doch Zeichen von Wertschätzung, Anerkennung und Respekt. Insofern kann, wer derart gelobt wird, sich verstanden fühlen. Und eine Ehre ist es allemal.
Auch dieses Jahr wurden wieder Absolvent*innen der Fakultät Design mit hochschulweit vergebenen Preisen ausgezeichnet, mit dem Förderpreis der DATEV und dem des Bundes der Freunde der Technischen Hochschule … Und wenn so viele wunderbare Arbeiten aus so vielen Fakultäten zur Debatte stehen, ist es umso erfreulicher, wenn das Design nicht aus dem Blick gerät.
BE HUMAN
Die „Girls in Motion“, Sarah Klostermeier, Nicole Pietruschka und Carmen Sölch wurden auserkoren für ihren Film „BE HUMAN“. Der Bund der Freunde prämierte ihr gemeinsames Motion Design-Projekt zum Thema Menschenrechte.
Einfach und klar sollte es sein, ansprechend und emotional, was die drei Filmemacherinnen da entwickeln wollten, um die 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zu illustrieren. Und es ist ihnen gelungen.
Denn auf diese Weise wird das, was da – seit einer Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 1948 – in einer eher spröden juristischen Sprache daher kommt, lebendig, allgemein verständlich und leicht zugänglich.
In bemerkenswerten Szenen vermitteln die Designerinnen die elementaren, sozialen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Rechte, die für ein florierendes „menschliches“ Zusammenleben notwendig sind. Jeder Artikel hat eigene Illustrationen, Sound und Bewegung. Was einprägsame Storys erzählt. Und alle Zuschauer dafür sensibilisieren kann, wie sehr wir von diesen Rechten abhängen. Denn, wie sagt Artikel 1: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“
„Wir hoffen deshalb“, erklären die Girls in Motion, „mit „BE HUMAN“ dazu beitragen zu können, dass Menschen sich Gedanken über diese Werte machen und sie in ihren Alltag integrieren und fördern.“
Oben übrigens zuerst Artikel 11 – die „Unschuldsvermutung; keine Strafe ohne Gesetz“ – Und dann Artikel 12 – das „Recht auf Privatsphäre und ihren Schutz“.
dieErde.jpeg – ein kartografisches Experiment
Karten sind Macht. Bessere Karten brachten so manchem Händler Vorteile. Um dünne Linien auf Karten – um die Größe eines Landes, den Verlauf von Grenzen, den Weg zu Bodenschätzen – wurden schon Kriege geführt. Nicht vergessen: Eroberer und Kolonialherren wurden das auch mithilfe von Seekarten. Und: Karten können Wert- und Vorurteile enthalten und sie über Jahrhunderte hin festschreiben …
Die DATEV vergab ihren Preis an Jonas Eberle und sein Grafik Design-Experiment zur Darstellung der Welt. Für sein Projekt „dieErde.jpeg“ generierte er mittels eigener Software neue, ungewohnte Weltkarten. Den visuellen Output der insgesamt neun entstandenen Programme trug er in einem großformatigen Buch zusammen und erläuterte ihn dort.
Dazu schreibt der Absolvent selbst: „Die etablierte Darstellung der Welt hat sich in die Köpfe der Menschen eingebrannt und wird als selbstverständlich hingenommen. Doch was oben liegt, was unten und was im Zentrum, ist nicht naturgegeben, sondern das Ergebnis von „Design-Entscheidungen“. Eine absolute Wahrheit gibt es in der Kartografie nicht. Denn letztlich stellt jede Karte zwangsläufig eine Abstraktion der Realität dar. … Ziel des Experiments ist mithilfe von Verfremdung und dem Bruch von Sehgewohnheiten, neue Blicke auf die Welt zu eröffnen.“
Eberle geht mal ganz anders mit Karten um – und ermöglicht eben deshalb ganz neue Perspektiven. Christoph Schaden, der die Arbeit betreut hat, erläutert das so: „Bewusst werden … Grenzen gesprengt, mit Anordnungsmöglichkeiten gespielt und starre Positionen aufgelöst. Als thematische Kategorien werden geografische Projektionen, Flächeninhalt, Nachbarn. Formen, Bevölkerungsdichte, Glaubensrichtungen, Flaggen und Symbole, Amtssprachen, Bruttoinlandsprodukt und Farben untersucht.“ – Nur, dass das am Ende ganz anders aussieht, als man es vielleicht gewohnt ist.
Siehe zu den genannten Werken auch die Sammlung der Bachelorarbeiten, ohmschau.de, – genauer: die eigenen Seiten von Sarah Klostermeier, Nicole Pietruschka, und Carmen Sölch – aus der Absolventen-Ausstellung „Shift Happens“ vom Ende des Wintersemesters 2019/ 2020 sowie die Absolventen-Seite von Jonas Eberle
Text: Max AckermannBilder: Girls in Motion, Jonas Eberle