Wie prägt die Pandemie unseren Alltag?
Im Juni 2020 riefen vier große Institutionen gemeinsam einen Foto-Wettbewerb aus: „Pandemie in Pixeln“ – und zwar das Klinikum Nürnberg, der Nürnberger Campus der Medizinischen Privatuniversität Paracelsus, die Technische Hochschule Nürnberg und LEONARDO – Zentrum für Kreativität und Innovation.
Ziel war es, dem Leben im Ausnahmezustand Ausdruck zu verleihen. Seine Konturen nachzuzeichnen, ihm ein eigenes Gesicht zu geben und so ein fotografisches Panorama der Pandemie zu schaffen. Jetzt endeten Aktion und Wettbewerb mit einer Jury-Entscheidung und zehn Preisen …
Zwei unserer Studierenden unter den Preisträger*innen …
„Marktregulierung“ heißt das Foto unserer Studierenden Anni Chen, das den zweiten Platz errang. Damit imaginiert sie eine Zukunft nach den Hamsterkäufen: … wenn Toilettenpapier längst zur Kostbarkeit geworden ist. Entstanden ist es als Semesterarbeit, als potenzielles, und typischerweise recht plakatives Cover für das Magazin SPIEGEL – und bringt auf den Punkt, womit die Marktwirtschaft auf neue Bedingungen reagiert.
Auch Lea Fleischer war unter den besten zehn. Mit Ihrem Bild „Isolation-19“ erreichte Sie den achten Platz. Dazu schreibt sie, in Form von Lyrik: „Manchmal wenn ich nicht schlafen kann, fühlt sich die Welt genauso an./ Alles ist so leise./ Dann möchte ich daran glauben, wenn ich durch den Bildschirm fasse, dass ich eine Hand spüre./ Aber das geht nicht. Also warte ich bis zum nächsten Mal, bis ich in den Supermarkt gehe./ Und nach Hause komme und mich selbst berühren kann.“
… und ein Preis für eine Absolventin
Denn mit ihrem Foto „Tanning 2020“ erklomm Elisabeth Thoma, die im Sommersemester 2018 bei uns ihren Bachelor machte, den sechsten Rang. – Die Frage dabei: Was passiert, wenn wir die Maske jetzt immer tragen? Oder als These formuliert: „Die Corona-Krise schreibt sich in die Körper ein, auch wenn du keine Symptome hast.“
Das betreffende Foto stammt übrigens aus einer Serie, die mittlerweile auch in einem Magazin erschienen ist, in „AVISO – Magazin für Kunst und Wissenschaft in Bayern“ in der Ausgabe 02 (2020).
Der Wettbewerb
Im Prinzip konnten alle Bürgerinnen und Bürger Bilder dieser außergewöhnlichen Zeit auf die Website pandemiepixel.de hochladen und damit teilnehmen. So beteiligten sich Fotografinnen und Fotografen aus vielen Teilen Deutschlands und sogar aus europäischen Nachbarländern am Wettbewerb. Auch, wenn am Ende die meisten Preisträger*innen doch aus der Metropolregion Nürnberg kamen.
Schließlich wählte eine zehnköpfige Jury aus mehreren hundert Einreichungen die zehn interessantesten Werke aus. Und mittlerweile zeigt eine Website die prämierten Bilder. In Kürze werden sie auch in einem Video zur Preisverleihung, einer Schaufensterausstellung und einer digitalen Präsentation gezeigt – und nicht zuletzt: in einem eigenen Bildband.
Erkenntnisse und Gedanken – Der fotografische Blick auf die Pandemie
„Wir freuen uns sehr über die große Aufmerksamkeit, die der Foto-Wettbewerb erfahren hat“, erklärt Prof. Michael Jostmeier, der mittlerweile emeritierte Professor für Computer Generated Imaging (CGI) und Fotografie an der Fakultät Design der TH Nürnberg und Vorsitzende der Wettbewerbsjury.
Denn: „Die eingereichten Bilder sind eindrucksvolle Zeitdokumente. Sie zeichnen sich durch ganz vielfältige Bildsprachen und Motive aus und bieten faszinierende Einblicke in verschiedene Lebenswelten.“
„Die Fotografien zeigen ganz persönliche Perspektiven auf Corona und auf die alltäglichen Spuren dieser gesundheitlichen Bedrohung“, ergänzt Dr. Stephan Kolb, Leiter des Bereichs Bildung und Wissenschaft am Klinikum Nürnberg.
Die Motive reichen von der Hektik des Krankenhausalltags bis hin zur Einsamkeit im eigenen Zuhause. Nicht nur Maskenpflicht, Hygiene- und Abstandsregeln wurden häufig interpretiert. Auch menschenleere Straßen, geschlossene Läden oder der Schutz von Risikogruppen waren wiederkehrende Motive. Stilistisch reichte das Spektrum von Schwarzweißporträts über einprägsame Schnappschüsse und alle Arten der Bildgestaltung und -bearbeitung bis hin zu avancierter Fotokunst.
Und auch der Präsident der TH Nürnberg, Professor Dr. Niels Oberbeck, zeigte sich beeindruckt von der Resonanz auf das Projekt:
„Viele Studierende und viele Professorinnen und Professoren untersuchen derzeit die technologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Der Foto-Wettbewerb hat die wissenschaftliche Perspektive um eine ästhetisch-künstlerische ergänzt …“
Text: Hochschulkommunikation, Max AckermannFotos: Anni Chen, Lea Fleischer,