„Ornamente der Freiheit“ im Grafikmagazin 04.25 – Storytelling zwischen Sichtbarkeit und Stille

Storytelling ist mehr als das Erzählen von Geschichten – es ist ein Werkzeug, das Empathie schafft, Verbindungen stiftet und Unsichtbares sichtbar macht. Das Grafikmagazin widmet seine neue Ausgabe (04.25) diesem Thema und zeigt anhand ausgewählter Projekte, wie Erzählung und Gestaltung ineinandergreifen.

Wir freuen uns besonders, dass in diesem Zusammenhang Iman Hesabis Bachelorarbeit „Ornamente der Freiheit“ vorgestellt wird – eine Publikation, die Identität, Freiheit und das Unsichtbare dazwischen zum Thema macht.

Was bedeutet Freiheit, wenn man nie gelernt hat, sie zu leben?

Was heißt es, Iraner:in zu sein – innerhalb oder außerhalb der Landesgrenzen?

Und was bleibt, wenn ein Leben von Angst, Hoffnung, Widerspruch und Sehnsucht geprägt ist?

In seiner Arbeit gibt Hesabi 60 Iraner:innen eine Stimme – in Form von Gesprächen, Erinnerungen und persönlichen Perspektiven. Es sind Erzählungen, die jenseits von Zensur und politischer Kontrolle stehen, Geschichten, die sonst oft im Verborgenen bleiben.

Gestaltet als zweisprachiges Buch in Deutsch und Farsi, bewegt sich das Projekt gestalterisch zwischen Weißraum und Dekonstruktion, zwischen Ornament und Aussage. Die visuelle Reduktion verstärkt die emotionale Tiefe – das Unsichtbare erhält Raum, das Verdrängte Gestalt.

„Ornamente der Freiheit“ zeigt, wie kraftvoll Gestaltung als Medium des Storytellings sein kann – nicht nur als ästhetischer Akt, sondern als humanistische Geste.

11. Oktober 2025

Designers’ Circle: Gastvorträge an der Fakultät Design im Wintersemester 2025/2026

Der Designers’ Circle ist die Gastvortragsreihe an der Fakultät Design. Designer*innen aus unterschiedlichen Bereichen geben Impulse und zeigen Wege aus dem Studium auf. Die Reihe wird von Sebastian Freudenberger, Amelie Baumer und Tim Böhmerle vom DESIGNVEREIN ehrenamtlich und mit Unterstützung vieler DV-Mitglieder organisiert. Viermal pro Semester, immer an Dienstagen um 19:00 Uhr und an wechselnden Kreativorten in Nürnberg+.

Ein echter Academy Award zum anfassen: Oscargewinnerin Ernestine Hipper bei ihrem Vortrag im Sommersemester 2025. Foto: Giuseppe Troiano

Im Wintersemester 2024/2025 an vier Orten: Fakultät Design, DESIGNVEREIN, Bellaworx und KRUG12.

Die Termine in der Übersicht:
28.10.2025: Ann-Christin Ahrens: BVG Audio Branding – Service Design zum Hören
25.11.2025: Viktoria Hager: Emojis zwischen Macht, Kommerz und Utopie
09.12.2025: Stephan Dybus: Vom biografischen Erleben zur visuellen Sprache
20.01.2026: Cihan Tamti: No Shortcuts: Gute Gestaltung durch Offenheit und Ausdauer.

1. Oktober 2025

CGO und eine Ausstellung zur Zukunft der Quantentechnologie – Wissenschaftskommunikation durch die Fakultät Design

Zukunft … und … Wissenschaftskommunikation. Beides vereint sich in diesem Projekt … in der Bewegung und Anwendung von Quanten.

Zukunft denken mit Quanten – Ausstellung der TH Nürnberg im Deutschen Museum München

Wie könnte unser Alltag aussehen, wenn die Erkenntnisse der Quantenphysik einmal mitten im Leben angekommen sind? Designstudierende der Technischen Hochschule Nürnberg haben sich dieser Frage gestellt und visionäre Konzepte für Produkte und Dienstleistungen einer Quanten-gestützten Zukunft entwickelt.

Die Ergebnisse sind nun im September 2025 in einer dreiwöchigen Ausstellung im Science Communication Lab des Deutschen Museums in München zu sehen.

Ab dem 9. September präsentieren die Studierenden spekulative Objekte, die die Zukunft greifbar machen: von vielseitig einsetzbaren Q-Dots in der Mode über Quantentechnologie in der Sensorik von Prothesen bis hin zu neuen Drohnen für die Landwirtschaft und genaueren, weil Quanten-basierten Wettervorhersagen.

Die Arbeiten verbinden wissenschaftliche Grundlagen mit gestalterischer Neugier und eröffnen neue Perspektiven darauf, wie Quantenforschung unseren Alltag transformieren könnte.

Alle Besucherinnen und Besucher des Deutschen Museums sind herzlich eingeladen, die Grenzen und Übergänge zwischen Forschung, Technik und Gestaltung zu erleben – und darüber nachzudenken, welche Rolle Quanten in unserem künftigen Leben spielen könnten.

Und schon zum Auftakt beteiligt sich die Ausstellung mit einem Beitrag am sogenannten Quanten-Dienstag des Verbundprojekts Quanten(t)räume.

Wie könnte eine Welt mit ausgereifter Quantentechnologie aussehen? Designstudierende der TH Nürnberg zeigen visionäre Objekte.

Und noch ein wenig mehr zum Hintergrund und dem bigger picture …

Erstens: Wie die Zukunft aussieht, ist schwer zu fassen. Aber vielleicht ist das gerade deshalb eine so aufregende Aufgabe für das Design. Nicht von ungefähr beschäftigen wir uns damit schon länger und unser Master heißt „Design for Digital Futures“. Zweitens: Wissenschaftskommunikation. Denn die verspricht in Zukunft ein immer wichtigeres Arbeitsfeld für Designerinnen und Designer zu werden.

Jetzt beschäftigt sich die Fakultät Design nun schon seit einigen Semestern und in Form mehrerer Module mit der Vermittlung von Quantenphysik und zukünftigen Quantentechnologien. Das geschieht in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museum, der Max-Planck-Gesellschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft … unter dem Dach von „Quanten(t)räume – einem vernetzten Outreachkonzept für Anwendungspotenziale von Quantentechnologien”.


Text: Olaf Thiele, Max Ackermann
Bilder: Presse-Bilder – von Olaf Thiele und den Studierenden

20. August 2025

Designers‘ Circle: UN/SEEN – Innovative Frauen im Grafik-Design 1865-1919 und heute

Designtheorie hat durch den Masterstudiengang Design For Digital Futures Einzug gehalten an der Fakultät Design der TH Nürnberg – wie passend also, dass mit Dr. Aliena Guggenberger eine Kunsthistorikerin im Designers’ Circle zu Gast war, die im Forschungsprojekt UN/SEEN vom Gutenberg Designlabor der Hochschule Mainz zur Geschichte des Grafikdesigns forscht.

Ziel von UN/SEEN ist die Sichtbarmachung historischer Grafik-Designerinnen. Denn, wie sich am Vortragsabend zeigte: Männliche Designer-Vorbilder hatten viele der Anwesenden parat, bei Designerinnen sieht es schwieriger aus – besonders, wenn man in die Zeit vor dem Bauhaus eintaucht. Die Arbeit des Forscherinnenteams von UN/SEEN taucht genau dort in die Designgeschichte ein, denn der Anteil von Designerinnen in Standardwerken ist marginal. Und, wie Dr. Aliena Guggenberger sagt:

„Gesehen zu werden ist der erste Schritt um wahrgenommen zu werden“.

Dieses Ziel erreicht das Projekt durch aufwändige Recherchearbeit: Archive, Sammlungen, Gespräche mit Nachfahren. Dabei spielt der Transfer zwischen Designtheorie und -geschichte auf der Einen sowie gestalterischer und kommunikativer Praxis auf der anderen Seite eine wichtige Rolle: Ergebnisse finden über verschiedene Kanäle ihren Weg in die Öffentlichkeit – auf Instagram mit Einblicken in Forschungsprozesse, über Wiki-Workshops auf Wikipedia und auf einer eigenen Online-Plattform mit über 300 Biografien – bald auch in einer umfassenden Publikation. Ein Beispiel: Lilli Behrens – Zeichnerin und Textilkünstlerin – doch auf Wikipedia in erster Linie beschrieben als Frau des Designers Peter Behrens. UN/SEEN möchte das ändern und dazu beitragen, diese „Behrens-Gap“, wie Aliena Guggenberger sie nennt, zu überwinden.

Ein besonderer Dank gilt Stephanie Braun und Matthias Dachwald vom Kunsthaus Nürnberg für die Einführung und die Möglichkeit, den Designers’ Circle Mitten in der Ausstellung INSIDE STREETS von Ariane Kipp und Cris Koch stattfinden zu lassen, die mit ihren Collagen und Assemblagen den künstlerischen Umgang mit grafich gestalteten Materialien zeigt.

Text: Sebastian Freudenberger
Fotos: Rebecca Prell

16. Juni 2025

Illustration mit Haltung – Gleichstellung gestalten – und sichtbar machen

Es gibt Momente, in denen selbst das Aufhängen von Plakaten zu einem Akt der Emanzipation wird – heute war einer dieser Momente: … An der OHM wurden die kunstvoll von Studierenden der Fakultät Design gestalteten Plakate mit vereinter Kreativ- und Frauenpower an die Wände des Foyers der Hochschulleitung gebracht.

Mit dabei: Prof. Dr. Areti Papastavrou (Frauenbeauftragte der OHM), Prof. Sybille Schenker (Modul Illustration/Fakultät Design), die Designerinnen und Lehrbeauftragten Eva Wünsch und Luisa Stömer – auch bekannt als das Design-Duo wünsch&stömer – sowie das engagierte Team der HSFG (Hochschulservice für Familie, Gleichstellung und Gesundheit).

Die Werke stammen von Studierenden des vierten und sechsten Semesters, die sich im Rahmen des Moduls „Illustration“ mit einem besonderen Thema beschäftigt haben: mit der Preisverleihung für die OHM als gleichstellungsstarke Hochschule. Mit einem Anlass also, der genauso feierlich wie zukunftsweisend ist.

Gleichstellung ist in unserer Hochschulkultur nicht nur eine abstrakte Idee, sondern eine zentrale Verpflichtung“, sagte Prof. Dr. Areti Papastavrou bei der Verleihung. Und: Die Hochschule verstehe die Ehrung nicht als Ziel, sondern als Ansporn, das bereits Vorhandene noch weiter auszubauen.

Die Plakat-Aktion zeigt exemplarisch, wie Theorie und Praxis, Gestaltung und gesellschaftspolitisches Engagement Hand in Hand gehen können. Es ist dieser kreative Schulterschluss – zwischen Studierenden, Lehrenden und Hochschulleitung – der die OHM zu einem Ort macht, an dem Gleichstellung nicht einfach „mitgedacht“, sondern mitdiskutiert, mitgedruckt und mit Design gefeiert wird.

Die Plakate beweisen: Gleichstellung ist nicht nur ein politisches Ziel, sondern auch ein gestalterisches Prinzip – Vielfalt in Farbe, Form und Aussagekraft inklusive.

Ergänzend zur Ausstellung gestalteten Eva Wünsch und Luisa Stömer eine begleitende Publikation sowie Banner. Und neben den Plakaten der Studierenden sind im Rahmen des Projekts zudem noch animierte Beiträge entstanden – ein weiterer Beweis dafür, wie vielfältig und lebendig sich Gleichstellung visuell erzählen lässt.

Aktuell sind die Plakate im Foyer der Hochschulleitung ausgestellt – und sie sind weit mehr als ein ästhetischer Blickfang: Sie laden dazu ein, stehenzubleiben, hinzuschauen – und miteinander ins Gespräch zu kommen. Über Gleichstellung heute. Und über den Weg, der noch vor uns liegt.


Bilder: vom Team, aus dem vierten und sechsten Semester des Moduls Illustration
Text: Lucia Scharbatke

11. Juni 2025

Projektwoche 2025 – Re:pair, Re:build, Re:create

Re:pair, Re:build, Re:create?

Was tun mit alten und kaputten Dingen und Geräten? Auch das ist eine Design-Frage.

Denn hier geht es um Nachhaltigkeit und Möglichkeiten, um das, was uns nervt, was wir hässlich finden oder einfach nicht mehr gebrauchen können oder wollen.

Hier geht es um recht konkrete Fragen, aber auch um ein paar grundsätzliche, im Hinblick auf das Leben der Dinge, auf Ressourcen und Konsum.

Was vergessen wir? Was räumen wir weg, in Ecken und Schränke, in den Keller oder auf den Dachboden? Was wird Müll und warum?

Und wie viel Aufwand wäre es, etwas zu reparieren, es neu aufzubauen oder neu zu erfinden? Mit diesen Fragen beschäftigte sich das Projektwochen-Angebot von Prof. Olaf Thiele.

„Unter dem Titel Re:pair, Re:build, Re:create haben wir uns Gegenständen mit Defekt gewidmet und probiert, sie wiederzubeleben. Teilgenommen haben acht Studierende und eine Mitarbeiterin. Mitgenommen haben alle vor allem:
Lektionen im Improvisieren.”

Wie traurig ist ein Stuhl, auf dem man nicht mehr sitzen kann. Und was wäre aus ihm zu machen?

Nicht nur im Keller der Eltern gibt es Schätze. Denn: Könnte man ein aus der Mode gekommenes Küchenradio nicht durch ein neues Gehäuse reaktivieren? Weil es so plötzlich neue und erwünschte Funktionen bietet.

Kann man aus etwas Kaputtem ein Deko-Objekt kreieren? Und was braucht es dafür?

Oder kann ein Kopfhörer, der sein Polster verliert, nicht neu gepolstert und so weiter verwendet werden?

Und was, wenn das Küchenradio fortan „Karl-Heinz“ und die einst maroden Kopfhörer nun „I’m all ears” hießen? Denn das schafft eine neue Beziehung zu ihnen.

Hier noch ein 3D-gedrucktes Objekt einfügen, vielleicht ein fehlendes Scharnier an einem Koffer, dort etwas ergänzen, da etwas wegnehmen, etwas mit Schnüren, Seilen, Stöcken, Folie oder Klebstoff angehen. So viele Chancen …

Etwas schaffen, das vielleicht fremdartig aussieht. Aber eben auch interessant. Beziehungsweise: Wie weit ist hier der Weg zum Kunst-Objekt?


Text: Olaf Thiele, Max Ackermann
Bilder: Verena Hennig

11. Juni 2025

Projektwoche 2025 – Putting The Band Back Together

Steve Wühr ist bei uns Lehrer für besondere Aufgaben. Er ist Sounddesigner und Komponist. Aber er ist, wie er meint, eben auch ein Rocker … Warum also nicht mal wieder ein Band-Projekt?

Zusammensitzen und Songs schreiben. Texten und Komponieren.

Sich an Instrumenten ausprobieren.

Das, was man schon kann, einbringen. Reinkommen. Mal aus sich rausgehen. – Üben. Überarbeiten. Sich verbessern …

Recording: Alles aufnehmen. Etwas einspielen und einsingen.

Mixing: Das Aufgenommene professionell nachbearbeiten. Und immer wieder hören und verändern.

Und dann auch noch: Für die Band gestalten. DAFF soll sie heißen. Ach so.

Klar, auch ein Musikvideo drehen.

Alles live spielen. Und am Ende, nach der Projektwoche, dann noch einen Auftritt vor den anderen …

Merke: Pizzapausen sind essenziell. Und am Ende hören wir dann DAFF mit „Dancing With The Reaper” …


Text: Max Ackermann
Bilder: Steve Wühr und aus dem Team

5. Juni 2025

Förderpreis 2025 für unsere Absolventin Maria Triller

Am vierten Juni wurden sie verliehen, die jährlichen Förderpreise für herausragende Abschlussarbeiten von Studierenden und für Lehrprojekte. Den Auftakt machte der Präsident unserer Hochschule, Prof. Niels Oberbeck, mit einer Rede voller Stolz auf so viele bemerkenswerte Leistungen.

Der Förderpreis 2025 des Bundes der Freunde der TH Nürnberg e. V. ging an …

Maria Triller, Fakultät Design –
„Wie riecht eigentlich eine Zitrone? –
Vom Geruchssinn und einem Leben ohne“

Also eine Abschlussarbeit über das Riechen? … Unsere Absolventin Maria Triller selbst meint dazu …

„„Wie riecht eine Zitrone?“ – Eine scheinbar einfache Frage, die viele von uns spontan beantworten können. Gerüche begleiten uns ständig – mit jedem Atemzug sammeln wir unbewusst Informationen aus unserer Umgebung. Sie bilden einen unsichtbaren, hochindividuellen Dialog mit unserer Umwelt, der uns mal bewusst, mal unbewusst lenkt und beeinflusst.

Doch für Menschen mit Geruchsstörungen bleibt diese Welt der Düfte verschlossen. Ein
fehlender oder stark eingeschränkter Geruchssinn bedeutet den Verlust einer essenziellen Ebene der Wahrnehmung.

Genau diesem oft übersehenen Thema widme ich meine Arbeit: In Form eines Sachbuchs beleuchte ich die Bedeutung des Geruchssinns, seine Rolle im Alltag und vor allem die Herausforderungen eines Lebens ohne diese Fähigkeit.

Das Buch verbindet wissenschaftliche Fakten mit den persönlichen Erfahrungen von Betroffenen. Es will sowohl jenen eine Stimme geben als auch die Allgemeinheit für die Bedeutung dieses Sinnes sensibilisieren. Mit einer klaren, gut verständlichen Sprache und ausdrucksstarken, emotionalen Illustrationen wird die unsichtbare Dimension des Lebens ohne Geruchssinn greifbar gemacht.

Die Illustrationen folgen dabei einem besonderen Konzept: Sie setzen sich mit der Frage auseinander, wie sich Menschen mit Geruchsstörungen Düfte vorstellen könnten. Die Darstellungen sind mal flüchtig, mal intensiv, überlagern sich, stehen isoliert, wirken zart oder grob – sie spiegeln die Vielfalt und Komplexität wider, die Gerüche ausmachen. Gleichzeitig wird in ihnen bewusst die Abwesenheit des Geruchssinns verkörpert, um die Leerstelle, die dieser Verlust hinterlässt, spürbar zu machen.

Es ist ein Werk für alle, die neugierig sind, die Welt aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Es lädt dazu ein, über die Kraft der Sinne nachzudenken und sich mit dem Unsichtbaren auseinanderzusetzen. Denn der Geruchssinn ist weit mehr als ein Detail unserer Wahrnehmung – er ist ein Schlüssel zu Erinnerungen, Emotionen und unserem Selbstbild. Mit dieser Arbeit möchte ich das Unsichtbare sichtbar machen und Bewusstsein schaffen für die Kraft eines oft unterschätzten Sinnes.”


Text: Maria Triller, Max Ackermann
Bilder: Maria Triller (aus ihrer Arbeit), Oskar Heger (Fotos von der Preisverleihung)

5. Juni 2025

Projektwoche 2025 – Street Calligraphy – feat. Hannah Rabenstein

Was wissen wir über Schrift? Neben der Typografie gibt es ja auch noch die Kalligrafie. Und die vertritt in Nürnberg und Umgebung, Hannah Rabenstein. Die nach eigener Aussage eine regelrechte Gänsehaut vom Wort „belettern” bekommt.

Hannah Rabenstein beschäftigt sich mit Handlettering, Kalligrafie, Handschrift, Beschriftung und den Verbindungen zu Logos, Produktdesign, Packaging, Raum- und Eventdesign und Illustration.

Ob nun Wände, Tafeln, Glas, Papier oder Objekte, ob Bürowände, Schaufenster oder Glasfronten, Höfe und Cafés, Treppen, Tassen, Taschen, Sneaker, Globen, ganze Autos oder sogar Bäuche (!) … sie hat sie beschriftet. Und heute sieht man ihre kunstvollen Schwünge und Bögen, ihre Text-Labyrinthe und floralen Abzweigungen auf Plakaten, in Meetingräumen und Kaffeeküchen, in Restaurants und an Hausecken, in Lebensmittelläden und als Speisekarte.

Vor einiger Zeit hat sie mal bei uns an der Fakultät studiert, jetzt gibt sie ihr Wissen in Buchform („Handlettering von A bis Z”, „Kreativbuch”) und ihre mittlerweile reichhaltige Erfahrung in Workshops weiter. So auch in diesem.

Prof. Burkard Vetter hat sie eingeladen, in der Projektwoche 2025 „Street Calligraphy” zu vermitteln und mit den Studierenden Asphalt und dann vielleicht noch ein wenig Glas zu beschriften, genauer: ein Treppenhaus der Fakultät Design.

Kalligrafie und Mut zum Diversity Tag

Als Anlass bot sich der deutsche Diversity Tag an und als Ort eine naheliegende Promenade am Wöhrder See. Also: „Ein Tag zur Förderung von Inklusion und Gleichberechtigung – ein Zeichen für eine inklusive Arbeitswelt” unweit eines inklusiven Cafés.

Und warum man dazu Mut brauchte? Wer einen Weg beschriftet und sich mit Design so offensiv an die Öffentlichkeit wagt, der wird auch angesprochen. Und das nicht immer freundlich. Kunstvolle Schrift als „Schmierereien”? Weiße Kreide und Diversity als rotes Tuch?

Insofern ist „Street Calligraphy” auch politisch. Aber falls sich jemand fragen sollte, die Aktion war natürlich legal, abgesprochen und genehmigt.

Manche Passantinnen und Passanten hatten auch so ihre liebe Not, einige der Sprüche zu entziffern.

Keine schlechte Erkenntnis für das Team der Projektwoche. Denn was ist Design, was bewirken Style, Ausdruck und Expression und was schuldet man der Lesbarkeit? Gerade, wenn man eine Botschaft hat.

Am Ende war die Uferpromenade am See zu einer Lese-Meile geworden. Und viele Neugierige kamen vorbei und bewunderten die Arbeiten der Studierenden. Einige waren in Plauderlaune. Und die meisten freuten sich über die Aktion.

Zeichen setzen an der Fakultät

Nicht nur auf Asphalt, sondern auch mal auf Glas schreiben. Und seine Schriftzeichen an einer zentralen Stelle der Fakultät hinterlassen.

So oder so: eine Menge neuer Perspektiven.


Bilder: Burkard Vetter – und aus dem Team des Workshops
Text: Max Ackermann nach einem Gespräch mit Burkard Vetter

4. Juni 2025