
Designtheorie hat durch den Masterstudiengang Design For Digital Futures Einzug gehalten an der Fakultät Design der TH Nürnberg – wie passend also, dass mit Dr. Aliena Guggenberger eine Kunsthistorikerin im Designers’ Circle zu Gast war, die im Forschungsprojekt UN/SEEN vom Gutenberg Designlabor der Hochschule Mainz zur Geschichte des Grafikdesigns forscht.


Ziel von UN/SEEN ist die Sichtbarmachung historischer Grafik-Designerinnen. Denn, wie sich am Vortragsabend zeigte: Männliche Designer-Vorbilder hatten viele der Anwesenden parat, bei Designerinnen sieht es schwieriger aus – besonders, wenn man in die Zeit vor dem Bauhaus eintaucht. Die Arbeit des Forscherinnenteams von UN/SEEN taucht genau dort in die Designgeschichte ein, denn der Anteil von Designerinnen in Standardwerken ist marginal. Und, wie Dr. Aliena Guggenberger sagt:
„Gesehen zu werden ist der erste Schritt um wahrgenommen zu werden“.
Dieses Ziel erreicht das Projekt durch aufwändige Recherchearbeit: Archive, Sammlungen, Gespräche mit Nachfahren. Dabei spielt der Transfer zwischen Designtheorie und -geschichte auf der Einen sowie gestalterischer und kommunikativer Praxis auf der anderen Seite eine wichtige Rolle: Ergebnisse finden über verschiedene Kanäle ihren Weg in die Öffentlichkeit – auf Instagram mit Einblicken in Forschungsprozesse, über Wiki-Workshops auf Wikipedia und auf einer eigenen Online-Plattform mit über 300 Biografien – bald auch in einer umfassenden Publikation. Ein Beispiel: Lilli Behrens – Zeichnerin und Textilkünstlerin – doch auf Wikipedia in erster Linie beschrieben als Frau des Designers Peter Behrens. UN/SEEN möchte das ändern und dazu beitragen, diese „Behrens-Gap“, wie Aliena Guggenberger sie nennt, überwinden.

Ein besonderer Dank gilt Stephanie Braun und dem Team des Kunsthauses Nürnberg für die Möglichkeit, den Designers’ Circle Mitten in der Ausstellung INSIDE STREETS von Ariane Kipp und Cris Koch stattfinden zu lassen, die mit ihren Collagen und Assemblagen den künstlerischen Umgang mit grafich gestalteten Materialien zeigt.
Text: Sebastian Freudenberger
Fotos: Rebecca Prell