Am 7. November 2019 schon … ab 19:00 Uhr. – Dann zeigen Design-Studierende auf der Foto-Ausstellung ohmformat, wie sie an Themen herangehen – und selbst für das Bilder finden, für das nicht so einfach Bilder zu finden sind. Die Ausstellung ist noch bis zum 27. November 2019 geöffnet.
Fotos haben etwas zu sagen
Die Welt im Wandel. Leider nicht nur im positiven Sinne. Der Probleme sind viele. Sie sind vielschichtig und heftig. Und bedürfen der Auseinandersetzung, auch mithilfe von Bildern.
In eindrucksvoller Weise gelingt das unter anderem Katharina Meyer. Etwa in ihrer Bachelorarbeit „Cold Fever“, für die sie sich auf eine ganz besondere Mission begeben hat. Auf einer 35 Tage währenden Reise in den hohen Norden, namentlich durch Norwegen, Finnland und Schweden, fotografierte sie von Februar bis März des Jahres 2019 Landschaften, die sich im Zuge des Klimawandels immer schneller verändern. So wirft sie einen Blick auf den Status quo von Flora und Fauna, aber auch auf den drohenden Verlust.
Katharina Meyers Arbeit gehört zum Best of aus dem Modul Fotografie, jenen Arbeiten des vergangenen Sommersemesters, die bei ohmformat gezeigt werden. Die Besucher sehen die gesamte Bandbreite des Moduls Fotografie, aus dem zweiten Semester bis hin zu den – oft modulübergreifenden – Abschlussarbeiten.
Und einmal mehr beweisen Design-Studierende wie technisch versiert, wie hartnäckig und ambitioniert, aber auch wie überraschend, klug und feinfühlig sie sich mit Unterschiedlichstem auseinandersetzen.
Wie die Themen, so die Arbeiten
Wie bitte, ein Bild für „Ethik“? Welche Verantwortung haben Designerinnen und Designer … und wie lässt sich das fotografisch darstellen? – Wie kann man Musikstücke für die Augen interpretieren? – Wie arbeitet ein Jäger … und was treibt ihn um? – Wie kann man ganze Bildsprachen für Unternehmen und Institutionen entwickeln … und wie sieht das aus?
Und was schließlich ist das Geheimnis von Frau Ebrecht, der „Heldin“ aus der Bachelorarbeit von Nadine Hackemer mit dem Titel „Zum Frühstück Lachs mit Meerrettich oder: Worin liegt das Glück von Frau Ebrecht?“ Denn damit porträtiert die Absolventin einen besonderen Menschen, der trotz seines hohen Alters, trotz vieler körperlicher Gebrechen und Einschränkungen glücklich und zufrieden ist. Warum aber ist das so? Wie kann das sein?
Alles Fragen, die auf Antworten warten. Zumindest bis zur Ausstellung
Hervorzuheben sind auch die fotografischen Interpretationen von Yoko Tawadas kafkaesken und surrealistischen Prosastücken, Essays, Erzählungen, Romanen und Gedichten. Die mit allerlei internationalen Preisen bedachte Autorin interessiert sich vor allem für Wandel und Übergänge, für Metamorphosen und unsere Sinne.
Die Fotografen der Ohm (so übrigens ein gut eingeführtes Kürzel für die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, deshalb auch: ohmformat oder ohmrolle) haben sich intensiv mit dieser Literatur befasst und selbst dafür Bilder gefunden.
„Literatur ins Bild zu setzen“, das ist schon länger eine Aufgabe im Modul Fotografie … und sicher nicht die leichteste. So auch diesmal wieder … Nach einem Impuls aus Verbale Kommunikation, ein Ringen um Verständnis und das richtige Bild. Nur bei der Schrift in Buchcovern und Plakaten halfen Studierende der Typografie.
Oft folgt die in Deutschland lebende Japanerin keiner eindeutigen Erzählstruktur. Im Gegenteil: Mit jedem Wort schickt Tawada ihre Leser auf eine Reise zu möglichen Bedeutungen. Mit Genuss und Humor zerpflückt sie Sprache in ihre Bestandteile – und verfolgt damit eine Poetik der Auflösung starrer Grenzen zwischen den Kulturen.
In ihrem letzten Roman „Sendbo-o-te“ (aus dem Japanischen von Peter Pörtner) erzählt Tawada übrigens von einer möglichen, düsteren Zukunft. Und da schließt sich der Kreis zu den Bildern von Katharina Meyer und ihrem genauen Blick auf verschwindende Gletscher und bedrohte Tierarten.
Text: Giuseppe Troiano