Designers’ Circle: Gastvorträge an der Fakultät Design im Wintersemester 2025/2026

Der Designers’ Circle ist die Gastvortragsreihe an der Fakultät Design. Designer*innen aus unterschiedlichen Bereichen geben Impulse und zeigen Wege aus dem Studium auf. Die Reihe wird von Sebastian Freudenberger, Amelie Baumer und Tim Böhmerle vom DESIGNVEREIN ehrenamtlich und mit Unterstützung vieler DV-Mitglieder organisiert. Viermal pro Semester, immer an Dienstagen um 19:00 Uhr und an wechselnden Kreativorten in Nürnberg+.

Ein echter Academy Award zum anfassen: Oscargewinnerin Ernestine Hipper bei ihrem Vortrag im Sommersemester 2025. Foto: Giuseppe Troiano

Im Wintersemester 2024/2025 an vier Orten: Fakultät Design, DESIGNVEREIN, Bellaworx und KRUG12.

Die Termine in der Übersicht:
28.10.2025: Ann-Christin Ahrens: BVG Audio Branding – Service Design zum Hören
25.11.2025: Viktoria Hager: Emojis zwischen Macht, Kommerz und Utopie
09.12.2025: Stephan Dybus: Vom biografischen Erleben zur visuellen Sprache
20.01.2026: Cihan Tamti: No Shortcuts: Gute Gestaltung durch Offenheit und Ausdauer.

1. Oktober 2025

Designers‘ Circle: UN/SEEN – Innovative Frauen im Grafik-Design 1865-1919 und heute

Designtheorie hat durch den Masterstudiengang Design For Digital Futures Einzug gehalten an der Fakultät Design der TH Nürnberg – wie passend also, dass mit Dr. Aliena Guggenberger eine Kunsthistorikerin im Designers’ Circle zu Gast war, die im Forschungsprojekt UN/SEEN vom Gutenberg Designlabor der Hochschule Mainz zur Geschichte des Grafikdesigns forscht.

Ziel von UN/SEEN ist die Sichtbarmachung historischer Grafik-Designerinnen. Denn, wie sich am Vortragsabend zeigte: Männliche Designer-Vorbilder hatten viele der Anwesenden parat, bei Designerinnen sieht es schwieriger aus – besonders, wenn man in die Zeit vor dem Bauhaus eintaucht. Die Arbeit des Forscherinnenteams von UN/SEEN taucht genau dort in die Designgeschichte ein, denn der Anteil von Designerinnen in Standardwerken ist marginal. Und, wie Dr. Aliena Guggenberger sagt:

„Gesehen zu werden ist der erste Schritt um wahrgenommen zu werden“.

Dieses Ziel erreicht das Projekt durch aufwändige Recherchearbeit: Archive, Sammlungen, Gespräche mit Nachfahren. Dabei spielt der Transfer zwischen Designtheorie und -geschichte auf der Einen sowie gestalterischer und kommunikativer Praxis auf der anderen Seite eine wichtige Rolle: Ergebnisse finden über verschiedene Kanäle ihren Weg in die Öffentlichkeit – auf Instagram mit Einblicken in Forschungsprozesse, über Wiki-Workshops auf Wikipedia und auf einer eigenen Online-Plattform mit über 300 Biografien – bald auch in einer umfassenden Publikation. Ein Beispiel: Lilli Behrens – Zeichnerin und Textilkünstlerin – doch auf Wikipedia in erster Linie beschrieben als Frau des Designers Peter Behrens. UN/SEEN möchte das ändern und dazu beitragen, diese „Behrens-Gap“, wie Aliena Guggenberger sie nennt, zu überwinden.

Ein besonderer Dank gilt Stephanie Braun und Matthias Dachwald vom Kunsthaus Nürnberg für die Einführung und die Möglichkeit, den Designers’ Circle Mitten in der Ausstellung INSIDE STREETS von Ariane Kipp und Cris Koch stattfinden zu lassen, die mit ihren Collagen und Assemblagen den künstlerischen Umgang mit grafich gestalteten Materialien zeigt.

Text: Sebastian Freudenberger
Fotos: Rebecca Prell

16. Juni 2025

Designers‘ Circle: Künstlerische Dokumentarfotografie & kultureller Aktivismus

Zum dritten Termin des Designers’ Circles im Sommersemester 2025 lud der ehemalige Ohm-Student Jonathan Danko Kielkowski ins Kulturgewächshaus Fürth – ein Ort, der ebenso ungewöhnlich ist wie seine Laufbahn. Eingeleitet wurde der Abend von Prof. Dr. Christoph Schaden, der daran sich erinnerte, wie Jonathan während seines Studiums mit Dokumentarfotos aus dem Wrack der Costa Concordia in seinem Büro auftauchte. Für eine Bachelorarbeit konnte er die Fotos schließlich nicht verwenden, aber Jonathan veröffentlichte kurz nach dem Studium ein Fotobuch – dessen Herausgeber: Christoph Schaden.

Doch Jonathan sprach an diesem Abend nur kurz über seine kurze Karriere als 3D-Artist und seine Tätigkeit als künstlerischer Dokumentarfotograf. Stattdessen führte er die rund 60 Besucher*innen durch das Kulturgewächshaus: Ein über 80 Jahre altes Gärtnerei-Gelände, das heute gemeinschaftlich genutzt wird – als Ort für Kultur, Kunst und nachhaltige Gartenpraxis. Dabei immer im Fokus: Umbauen, weiterdenken, neu verwenden. Das Kulturgewächshaus lebt von Improvisation, Gemeinschaft und dem Vertrauen darin, dass es schon irgendwie wird. Dabei recycelt das Kollektiv unterschiedliche Materialien und reißt in Eigenregie schon mal ein altes Wohnhaus ab – nur um Türrahmen zu Beeten zu machen und geschnitzte Balken in die Bar einzubauen. Das stiftet Identifikation und verdeutlicht auch physisch, wie an diesem Ort alles zusammenkommt.

Der Mut, Dinge auszuprobieren, mit dem zu arbeiten, was vorhanden ist, und aus Herausforderungen Gestaltungsräume zu schaffen, ist die große Parallele zwischen dem Kulturgewächshaus und dem Designstudium. Und Jonathans Biografie zeigt eindrucksvoll, dass es viele Wege gibt, wie sich eine Design-Karriere entwickeln kann. Damit war der Ort nicht nur Kulisse, sondern selbst Teil des Programms – ganz im Sinne des Designers’ Circle, der den Studierenden ermöglichen soll, Kreativorte in Nürnberg und Umgebung kennenzulernen.

Text: Sebastian Freudenberger
Fotos: Jonathan F. Kromer

23. Mai 2025

Designers‘ Circle: Gestaltung von Porzellanobjekten durch 3D-Druck

Die Produktdesignerin und Künstlerin Babette Wiezorek war zu Gast im DESIGNVEREIN, um im Rahmen des Designers‘ Circles über ihre Arbeit mit Porzellan und keramischen Materialien zu sprechen, die sich besonders durch die Verbindung von Handwerk und digitaler Technologie auszeichnet.

Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Auseinandersetzung mit Porzellan und anderen keramischen Materialien, wobei sie die Möglichkeiten des 3D-Drucks auslotet. Ihr Prozess basiert auf einer tiefen Kenntnis sowohl manueller Keramiktechniken als auch digitaler Verfahren. Sie versteht Design als eine Form der Kommunikation und sich selbst als „Bindeglied“ zwischen Material, digitalen Aspekten und dem maschinellen Setting.

Dabei muss sie die Materialeigenschaften des Porzellans und seine statischen Grenzen antizipieren. Dieser Ansatz führt zu einem „Formfinden“ statt einem klassischen Formgeben, bei dem das Materialverhalten mitgestaltet. Sie schätzt die sinnlichen Qualitäten des Materials und sucht Verbindungen „zwischen Codes und Material, zwischen Präzision und Unschärfe, zwischen Digitalität und Empathie“.

Die additive Fertigung erzeugt charakteristische horizontale Rillenstrukturen. Die entstehenden Formen ähneln oft textilen Oberflächen und zeichnen sich durch filigrane, komplexe Strukturen aus. Sie vergleicht den 3D-Druckprozess mit organischem Wachstum, bei dem sich alles gegenseitig beeinflusst, und möchte Ideen wie jene des Anthropologen Tim Ingolds, der Formen als Resultat von Interaktionen zwischen Materialien, humanen und nicht-humanen Akteuren und Umwelten auffasst, in ihre Arbeit einbringen).

Durch den 3D-Druck kann sie zudem Gestaltungsmöglichkeiten umsetzen, die anders nicht oder nur mit hohem Aufwand möglich wären, wie Hinterschneidungen, Hohlkammern oder Gitterstrukturen. Ihre Objekte sollen Resonanz zwischen sich selbst, den Prozessen ihrer Entstehung und den Menschen erzeugen.

Wie bei traditionellen Keramiktechniken, bei denen Formen oft durch das Aufeinanderlegen von Tonsträngen oder „Würsten“ aufgebaut werden, arbeitet Babette Wiezorek bei ihren 3D-gedruckten Porzellanobjekten ebenfalls mit einer Art Linienführung. Der programmierte „Fahrweg“ des 3D-Druckers legt das pastöse / semi-fluide Porzellan Schicht für Schicht ab, wodurch sich die Form additiv aufbaut – ein Prozess, der, obwohl technologisch völlig anders, das Prinzip des Gestaltens durch das sukzessive Hinzufügen von Materiallinien oder -schichten aufgreift.

Babette Wiezorek verwendet speziell für den 3D-Druck optimierte Mischungen aus handelsüblichen Weichporzellanen wie Limoges und Mont Blanc. Nach der additiven Formgebung durchlaufen die Objekte klassische keramische Verarbeitungsschritte – vom Schrühbrand über das Glasieren bis zum abschließenden Glasurbrand.

Unter ihrem Studio Additive Addicted vertreibt sie ihre Werke über verschiedene Kanäle wie Onlineshop, Galerien und Messen. Zudem teilt sie ihr Wissen im Sinne von „Sharing is caring“ durch Lehrtätigkeiten und technologisches Konsulting. Ihre Arbeit, wie in Serien wie „Alchymia digitalis“ und „States of Flux“ zu sehen, zeigt die fortlaufende Erforschung der Beziehung zwischen Material, Technologie und Form.

Text und Fotos: Giuseppe Troiano, Babette Wiezorek

7. Mai 2025

Designers‘ Circle: Von Mode- und Grafikdesign zur Set Decoration

Die Oscar-Preisträgerin Ernestine Hipper gab beim Designers’ Circle am 25. März 2025 einen faszinierenden Einblick in die Welt der Filmausstattung. Die bis auf den letzten Platz gefüllten Reihen an der Fakultät Design zeugten von großem Interesse an ihrer Arbeit. Die Filmausstatterin präsentierte sich als sehr unaufgeregte und natürliche Persönlichkeit, die den Studierenden mit viel Gefühl und Pathos die oft herausfordernde Arbeit einer Set Decoratorin näherbrachte. Dabei scheute sie auch humorvolle Anekdoten nicht – so verriet sie mit einem Augenzwinkern, dass ihr Oscar aktuell als Türstopper diene. Sie sprach offen über die paradoxe Situation, dass ein solcher Preis auch eine Bürde sein kann: Seit dem Gewinn der begehrten Auszeichnung hat sie Schwierigkeiten, neue Aufträge zu erhalten, da viele denken als Oscar-Preisträgerin wäre sie nun unbezahlbar.

Mit dem Oscar für das beste Szenenbild für „Im Westen nichts Neues“ (2022) –den sie sich mit Christian M. Goldbeck teilte – feierte die preisgekrönte deutsche Filmausstatterin ihren größten Erfolg. Die Arbeit an diesem Film war, laut eigener Aussage, extrem herausfordernd. Die Covid-Pandemie erschwerte die Dreharbeiten erheblich, und die Filmlocation, ein ehemaliges Schlachtfeld, musste auf Blindgänger überprüft werden. Das knappe Budget erforderte viel Kreativität und Improvisationstalent. Alte Requisiten mussten mit größter Sorgfalt behandelt werden, da sie wertvoll und fragil waren.

Die Zeit war ein ständiger Faktor. Sets mussten innerhalb von nur drei Tagen aufgebaut und ebenso schnell wieder abgebaut werden. Was nicht rechtzeitig fertiggestellt werden konnte, musste nachträglich digital bearbeitet oder durch die Kameraperspektive kaschiert werden. Dieser Akkordarbeit und der ständige Zeitdruck zeugen von der Notwendigkeit starker Nerven und großer Ausdauer, um als Set Decoratorin erfolgreich zu sein. Ernestine Hippers fotografisches Gedächtnis erwies sich bei den komplexen und detailreichen Aufgaben als unschätzbare Hilfe.

Die Zusammenarbeit mit dem*der Regisseur*in ist ein zentraler Aspekt der Arbeit als Set Decorator*in. Es ist ein ständiger Austausch von Ideen und Vorstellungen, um die Vision des*der Regisseur*in visuell umzusetzen. Manchmal werden aufwändige Dekorationen und Sets gebaut, von denen im fertigen Film nur kleine Ausschnitte zu sehen sind. Dies erfordert Flexibilität und die Fähigkeit, auch für scheinbar unbedeutende Details höchste Qualität zu liefern.

Unmittelbar nach ihrer Arbeit an „Im Westen nichts Neues“ folgte für Ernestine Hipper ein Engagement bei „Tár“, einem psychologischen Drama, das die komplexe Geschichte der fiktiven, weltberühmten Dirigentin Lydia Tár (gespielt von Cate Blanchett) und deren beruflichen wie privaten Fall erzählt. So wechselte sie direkt von der düsteren Realität des Schlachtfelds in die elegante Welt der Berliner Mid-Century-Architektur – ein thematischer und visueller Kontrast, der kaum größer sein könnte.

Am Ende hatten die Studierenden die Ehre den Oscar – den Ernestine mitgebracht hatte – selbst mal anzufassen, zu fotografieren und zu bewundern.

Aktuelle Infos findet ihr wie immer auf
https://designverein.net
https://www.instagram.com/designverein
https://www.linkedin.com/company/designverein


Text & Bilder: Giuseppe Troiano

31. März 2025

Designers’ Circle: Gastvorträge an der Fakultät Design im Sommersemester 2025

Der Designers’ Circle ist die Gastvortragsreihe an der Fakultät Design. Designer*innen aus unterschiedlichen Bereichen geben Impulse und zeigen Wege aus dem Studium auf. Die Reihe wird von Sebastian Schnellbögl, Amelie Baumer und Tim Böhmerle vom DESIGNVEREIN ehrenamtlich und mit Unterstützung vieler DV-Mitglieder organisiert. Viermal pro Semester, immer an Dienstagen um 19:00 Uhr und an wechselnden Kreativorten in Nürnberg+.

Designers’ Circle im Oktober 2024 mit Felix Egle bei der Zukunftsmusik im Rahmen der Social Design Days Nürnberg. Foto: Leon Greiner

Im Sommersemester 2025 an vier Orten: Fakultät Design, DESIGNVEREIN, Kulturgewächshaus Fürth und Kunsthaus Nürnberg

Die Termine in der Übersicht:
25.03.2025: Ernestine Hipper: Von Mode- und Grafikdesign zur Set Decoration
29.04.2025: Babette Wiezorek: Gestaltung von Porzellanobjekten durch 3D-Druck
20.05.2025: Jonathan Danko Kielkowski: Künstlerische Dokumentarfotografie und kultureller Aktivismus
03.06.2025: Dr. Aliena Guggenberger: UN/SEEN – Innovative Frauen im Grafik-Design 1865-1919 und heute

8. März 2025

Designers‘ Circle: Gastvorträge an der Fakukltät Design im Wintersemester 2024/25

Der DESIGNVEREIN ist das Netzwerk der ehemaligen Studierenden der Fakultät Design der TH Nürnberg. Seit 2009 kuratieren und organisieren die Verantwortlichen des DESIGNVEREINs ehrenamtlich den Designers‘ Circle – die Gastvortragsreihe an der Fakultät Design. Viermal pro Semester, immer an Dienstagen um 19:00 Uhr und an wechselnden Kreativorten in Nürnberg+.

Designers‘ Circle im Sommersemester 2024 mit Simon Wahlers im VILLIBALD. Foto: Giuseppe Troiano

Im Wintersemester 2024/25 an vier Orten: Zukunftsmusik, OM7, Casablanca Filmkunsttheater und im DESIGNVEREIN.

Die Termine in der Übersicht:
08.10.2024: Felix Egle: Social Design in der Praxis
26.11.2024: Alexander Mankovsky: Zeitgefühl und kulturelle Anker im Produktdesign
10.12.2024: Felix Maria Bühler: Screening und Filmgespräch zu: Bis hierhin und wie weiter?
14.01.2025: Nando Von Arb: Erzählen in Bildern – Graphic Novels und persönliche Geschichten

23. September 2024