Storytelling ist mehr als das Erzählen von Geschichten – es ist ein Werkzeug, das Empathie schafft, Verbindungen stiftet und Unsichtbares sichtbar macht. Das Grafikmagazin widmet seine neue Ausgabe (04.25) diesem Thema und zeigt anhand ausgewählter Projekte, wie Erzählung und Gestaltung ineinandergreifen.
Wir freuen uns besonders, dass in diesem Zusammenhang Iman Hesabis Bachelorarbeit „Ornamente der Freiheit“ vorgestellt wird – eine Publikation, die Identität, Freiheit und das Unsichtbare dazwischen zum Thema macht.
Was bedeutet Freiheit, wenn man nie gelernt hat, sie zu leben?
Was heißt es, Iraner:in zu sein – innerhalb oder außerhalb der Landesgrenzen?
Und was bleibt, wenn ein Leben von Angst, Hoffnung, Widerspruch und Sehnsucht geprägt ist?
In seiner Arbeit gibt Hesabi 60 Iraner:innen eine Stimme – in Form von Gesprächen, Erinnerungen und persönlichen Perspektiven. Es sind Erzählungen, die jenseits von Zensur und politischer Kontrolle stehen, Geschichten, die sonst oft im Verborgenen bleiben.
Gestaltet als zweisprachiges Buch in Deutsch und Farsi, bewegt sich das Projekt gestalterisch zwischen Weißraum und Dekonstruktion, zwischen Ornament und Aussage. Die visuelle Reduktion verstärkt die emotionale Tiefe – das Unsichtbare erhält Raum, das Verdrängte Gestalt.
„Ornamente der Freiheit“ zeigt, wie kraftvoll Gestaltung als Medium des Storytellings sein kann – nicht nur als ästhetischer Akt, sondern als humanistische Geste.
Was tun mit alten und kaputten Dingen und Geräten? Auch das ist eine Design-Frage.
Denn hier geht es um Nachhaltigkeit und Möglichkeiten, um das, was uns nervt, was wir hässlich finden oder einfach nicht mehr gebrauchen können oder wollen.
Hier geht es um recht konkrete Fragen, aber auch um ein paar grundsätzliche, im Hinblick auf das Leben der Dinge, auf Ressourcen und Konsum.
Was vergessen wir? Was räumen wir weg, in Ecken und Schränke, in den Keller oder auf den Dachboden? Was wird Müll und warum?
Und wie viel Aufwand wäre es, etwas zu reparieren, es neu aufzubauen oder neu zu erfinden? Mit diesen Fragen beschäftigte sich das Projektwochen-Angebot von Prof. Olaf Thiele.
„Unter dem Titel Re:pair, Re:build, Re:create haben wir uns Gegenständen mit Defekt gewidmet und probiert, sie wiederzubeleben. Teilgenommen haben acht Studierende und eine Mitarbeiterin. Mitgenommen haben alle vor allem: Lektionen im Improvisieren.”
Wie traurig ist ein Stuhl, auf dem man nicht mehr sitzen kann. Und was wäre aus ihm zu machen?
Nicht nur im Keller der Eltern gibt es Schätze. Denn: Könnte man ein aus der Mode gekommenes Küchenradio nicht durch ein neues Gehäuse reaktivieren? Weil es so plötzlich neue und erwünschte Funktionen bietet.
Kann man aus etwas Kaputtem ein Deko-Objekt kreieren? Und was braucht es dafür?
Oder kann ein Kopfhörer, der sein Polster verliert, nicht neu gepolstert und so weiter verwendet werden?
Und was, wenn das Küchenradio fortan „Karl-Heinz“ und die einst maroden Kopfhörer nun „I’m all ears” hießen? Denn das schafft eine neue Beziehung zu ihnen.
Hier noch ein 3D-gedrucktes Objekt einfügen, vielleicht ein fehlendes Scharnier an einem Koffer, dort etwas ergänzen, da etwas wegnehmen, etwas mit Schnüren, Seilen, Stöcken, Folie oder Klebstoff angehen. So viele Chancen …
Etwas schaffen, das vielleicht fremdartig aussieht. Aber eben auch interessant. Beziehungsweise: Wie weit ist hier der Weg zum Kunst-Objekt?
Text: Olaf Thiele, Max Ackermann Bilder: Verena Hennig
Der Förderpreis 2025 des Bundes der Freunde der TH Nürnberg e. V. ging an …
Maria Triller, Fakultät Design – „Wie riecht eigentlich eine Zitrone? – Vom Geruchssinn und einem Leben ohne“
Also eine Abschlussarbeit über das Riechen? … Unsere Absolventin Maria Triller selbst meint dazu …
„„Wie riecht eine Zitrone?“ – Eine scheinbar einfache Frage, die viele von uns spontan beantworten können. Gerüche begleiten uns ständig – mit jedem Atemzug sammeln wir unbewusst Informationen aus unserer Umgebung. Sie bilden einen unsichtbaren, hochindividuellen Dialog mit unserer Umwelt, der uns mal bewusst, mal unbewusst lenkt und beeinflusst.
Doch für Menschen mit Geruchsstörungen bleibt diese Welt der Düfte verschlossen. Ein fehlender oder stark eingeschränkter Geruchssinn bedeutet den Verlust einer essenziellen Ebene der Wahrnehmung.
Genau diesem oft übersehenen Thema widme ich meine Arbeit: In Form eines Sachbuchs beleuchte ich die Bedeutung des Geruchssinns, seine Rolle im Alltag und vor allem die Herausforderungen eines Lebens ohne diese Fähigkeit.
Das Buch verbindet wissenschaftliche Fakten mit den persönlichen Erfahrungen von Betroffenen. Es will sowohl jenen eine Stimme geben als auch die Allgemeinheit für die Bedeutung dieses Sinnes sensibilisieren. Mit einer klaren, gut verständlichen Sprache und ausdrucksstarken, emotionalen Illustrationen wird die unsichtbare Dimension des Lebens ohne Geruchssinn greifbar gemacht.
Die Illustrationen folgen dabei einem besonderen Konzept: Sie setzen sich mit der Frage auseinander, wie sich Menschen mit Geruchsstörungen Düfte vorstellen könnten. Die Darstellungen sind mal flüchtig, mal intensiv, überlagern sich, stehen isoliert, wirken zart oder grob – sie spiegeln die Vielfalt und Komplexität wider, die Gerüche ausmachen. Gleichzeitig wird in ihnen bewusst die Abwesenheit des Geruchssinns verkörpert, um die Leerstelle, die dieser Verlust hinterlässt, spürbar zu machen.
Es ist ein Werk für alle, die neugierig sind, die Welt aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Es lädt dazu ein, über die Kraft der Sinne nachzudenken und sich mit dem Unsichtbaren auseinanderzusetzen. Denn der Geruchssinn ist weit mehr als ein Detail unserer Wahrnehmung – er ist ein Schlüssel zu Erinnerungen, Emotionen und unserem Selbstbild. Mit dieser Arbeit möchte ich das Unsichtbare sichtbar machen und Bewusstsein schaffen für die Kraft eines oft unterschätzten Sinnes.”
Text: Maria Triller, Max Ackermann Bilder: Maria Triller (aus ihrer Arbeit), Oskar Heger (Fotos von der Preisverleihung)
22 Studierende und Berlin, ganz nah. Im Rahmen der Projektwoche 2025 gab es die Möglichkeit, verschiedene Design- und Kunst-Angebote in Berlin kennenzulernen. Das Ziel der Projektwoche hier war es, das kreative Potenzial der Hauptstadt zu vermitteln und den Studierenden einen Einblick in verschiedene Aufgaben, Berufsfelder und mögliche Karrieren im Designbereich zu offerieren. Ganz zu schweigen von Kontakten und den Folgen für das eigene Netzwerk. Dafür hatten Prof. Christine Albert und Prof. Dr. Christoph Schaden ein erstaunliches Programm zusammengestellt.
In diesem Zusammenhang besuchten wir die Agenturen Neue Gestaltung und Neulant van Exel, das Atelier von Tina Berning und das Studio von Babette Wiezorek und erlebten Grafikdesign, Typografie und Illustration, Raum-Gestaltung und Produktdesign, Storytelling und Mixed Media, vielfältige Formen von Digitalem und Analogem, sowie Verbindungen zwischen Design und Kunst.
In der Agentur Neue Gestaltung führte uns einer der Gründer, Pit Stenkhoff, durch verschiedene Projekte und deren Entwicklungsprozesse. … Denn zu behaupten, dass dieses Büro „vielfach preisgekrönt” wäre, wäre irgendwie untertrieben: Diverse ADC Awards, 100 Beste Plakate, DDC Deutscher Designers Club Gute Gestaltung, ISTD – International Typographic Award, Red Dot Award, German und European Design Award …
Oder wie heißt es auf der Website? „Mit einem starken Fokus auf Art Direction, Editorial Design, Corporate Identity und innovative digitale Anwendungen engagieren wir uns in kulturellen und kommerziellen Projekten gleichermaßen. Mit Form, Farbe, Schrift und Code schaffen wir einzigartige visuelle Erzählungen …”
Die Agentur Neulant van Exel präsentierte uns beeindruckende Projekte im besonders großen Maßstab.
„Wir sind Künstler. Architekten. Musiker, Skateboarder, Familienmenschen und Verrückte. Wir lieben es zu kreieren – zu entwerfen und zu bauen. Denn wir sind Macher. Erfinder von Formen. Gestalter. Wir lieben Storytelling und Events. Wir denken und konstruieren alles, solange es nicht konventionell ist. Wir kennen keine Grenzen. Nur Herausforderungen. Und die lieben wir, leidenschaftlich. Die Form folgt der Fantasie. Ja, wir sind Nerds. Möbelbauer. Raumgestalter. Menschen, die Träume wahr werden lassen. Wir bringen Ideen zu Erlebnissen. Wir passen nicht in eine Schublade. Außer in das, was Sie sich am meisten wünschen. Eben. Wir verändern ständig die Welt. Wir finden Lösungen. Während andere festen Formeln folgen, arbeiten wir nach der NvE-Formel. Neue Ideen, mutige Exzentrik. Für (fast) jeden Kunden. Manche sagen, dass NvE nie gleich ist, visionär, außergewöhnlich. Nennen Sie es, wie Sie wollen. Wir werden immer anders bleiben.”
Danach zeigte uns die Illustratorin und Künstlerin Tina Berning ihr Atelier und erläuterte anschaulich, was es bedeutet, als Illustratorin zu leben und zu arbeiten.
Auffällig vielleicht: eine räumliche Aufteilung, die es ihr ermöglicht, während ihres Schaffensprozesses, das analoge und digitale Arbeiten zu trennen. Und besonders eindrücklich: all ihre Publikationen, ausgestellten Werke und Bemerkungen zum Vertrieb ihrer Kunst.
Am letzten Tag dann gewährte uns die Produktdesignerin und Kunsthistorikerin Babette Wiezorek noch allerlei Innenansichten, auf ihre Arbeit und speziell zum Thema Digital Porcelain Manufacturing, bzw. „additive, computergestützte Fertigung mit fluiden Materialien“, eines der vielen neuen Beispiele dafür, wie sich im gegenwärtigen Design Digitales und Analoges miteinander vermischen, ergänzen und befruchten.
Außerdem besuchten wir Museum und Ausstellungshalle Hamburger Bahnhof, das neben aktuellsten Kunstwerken auch die Entwicklung der Bildenden Kunst von 1960 bis heute thematisiert.
Eine Woche lang stellten uns Designer*innen und Künstler*innen, die bereits sehr erfolgreich sind, ihre Arbeit vor. Darunter auch viele Ehemalige unserer Fakultät.
Dadurch gewannen wir ein tieferes Verständnis für unterschiedliche Arbeits-, Design- und Umsetzungsformen – was uns sowohl Inspiration als auch praxisnahe Eindrücke vermittelte.
Bilder: Niklas Jörg Hofmann Text: Niklas Jörg Hofmann, Max Ackermann
Wir gratulieren Minh Voll zum Talent Award des Art Directors‘ Club Deutschland (ADC) für ihr Buch „Westlicher Wasserspinat. Geschichten einer deutsch-vietnamesischen Generation”, das gleichzeitig ihre Bachelorarbeit war.
Der ADC-Award … Mit dem Talent Award zeichnet der ADC junge Kreative für herausragende Kommunikations- und Gestaltungsleistungen aus. Dafür honoriert die ADC Jury neben den Einreichungen im ADC Wettbewerb auch die wegweisendsten Kommunikationsleistungen der Nachwuchskreativen.
Zum dritten Termin des Designers’ Circles im Sommersemester 2025 lud der ehemalige Ohm-Student Jonathan Danko Kielkowski ins Kulturgewächshaus Fürth – ein Ort, der ebenso ungewöhnlich ist wie seine Laufbahn. Eingeleitet wurde der Abend von Prof. Dr. Christoph Schaden, der daran sich erinnerte, wie Jonathan während seines Studiums mit Dokumentarfotos aus dem Wrack der Costa Concordia in seinem Büro auftauchte. Für eine Bachelorarbeit konnte er die Fotos schließlich nicht verwenden, aber Jonathan veröffentlichte kurz nach dem Studium ein Fotobuch – dessen Herausgeber: Christoph Schaden.
Doch Jonathan sprach an diesem Abend nur kurz über seine kurze Karriere als 3D-Artist und seine Tätigkeit als künstlerischer Dokumentarfotograf. Stattdessen führte er die rund 60 Besucher*innen durch das Kulturgewächshaus: Ein über 80 Jahre altes Gärtnerei-Gelände, das heute gemeinschaftlich genutzt wird – als Ort für Kultur, Kunst und nachhaltige Gartenpraxis. Dabei immer im Fokus: Umbauen, weiterdenken, neu verwenden. Das Kulturgewächshaus lebt von Improvisation, Gemeinschaft und dem Vertrauen darin, dass es schon irgendwie wird. Dabei recycelt das Kollektiv unterschiedliche Materialien und reißt in Eigenregie schon mal ein altes Wohnhaus ab – nur um Türrahmen zu Beeten zu machen und geschnitzte Balken in die Bar einzubauen. Das stiftet Identifikation und verdeutlicht auch physisch, wie an diesem Ort alles zusammenkommt.
Der Mut, Dinge auszuprobieren, mit dem zu arbeiten, was vorhanden ist, und aus Herausforderungen Gestaltungsräume zu schaffen, ist die große Parallele zwischen dem Kulturgewächshaus und dem Designstudium. Und Jonathans Biografie zeigt eindrucksvoll, dass es viele Wege gibt, wie sich eine Design-Karriere entwickeln kann. Damit war der Ort nicht nur Kulisse, sondern selbst Teil des Programms – ganz im Sinne des Designers’ Circle, der den Studierenden ermöglichen soll, Kreativorte in Nürnberg und Umgebung kennenzulernen.
Das Projekt REBEL PRINTS – The Poster Rex Manifesto von Prof. Markus Lange und Prof. Lars Harmsen (FH Dortmund) wurde beim renommierten TDC71 Kommunikationsdesign-Wettbewerb des Type Directors Club New York mit dem Certificate of Typographic Excellence geehrt!
Die international besetzte Jury wählte das Werk für die Veröffentlichung im legendären Jahrbuch des Type Directors Club, The World’s Best Typography®. Darüber hinaus wird REBEL PRINTS Teil der offiziellen TDC71-Ausstellung in New York City sein – im Rahmen der Creative Week am Dienstag, den 13. Mai 2025, im The One Club for Creativity.
Doch damit nicht genug: Die ausgezeichneten Arbeiten gehen im Anschluss auf Weltreise. Die Wanderausstellung zeigt die preisgekrönten Designs in führenden Museen, Hochschulen und Galerien rund um den Globus – unter anderem in den USA, Kanada, Deutschland, Frankreich, Japan, China, Spanien, Südkorea, Neuseeland, Polen und Taiwan. Weitere Stationen kommen laufend hinzu.
Der Type Directors Club (TDC) New York https://tdc.org/ ist eine der weltweit renommiertesten Organisationen im Bereich Typografie und Schriftgestaltung. Gegründet wurde der Club im Jahr 1946 in New York City mit dem Ziel, die Qualität und Bedeutung typografischer Gestaltung zu fördern, zu ehren und weiterzuentwickeln.
Ab sofort können wieder Termine für das PrintLAB gebucht werden.
Das PrintLAB startet wie gewohnt in das laufende Semester und es können ab sofort wieder Termine gebucht werden. Am Mittwoch den 9.4.2025 findet die erste Sicherheitsunterweisung mit Prof. Sybille Schenker im PrintLAB (WG.107) um 14 Uhr statt. Ein weiterer Termin ist am Dienstag, den 15.4.2025, ebenfalls um 14 Uhr geplant. Die Terminbuchung erfolgt via Moodle wie bereits im vergangenen Semester unter folgendem Link:
An folgenden Wochentagen könnt ihr Termine buchen: Mittwoch / Riso mit Marius Deichmann 14 Uhr — 16:30 Uhr Donnerstag / Riso + Linol mit Mareta Langguth-Reinzuch 13 Uhr — 15:30 Uhr Freitag / Riso + Linol mit Timo Reger 10 Uhr — 15:00 Uhr