
In der aktuellen Ausgabe des Designers’ Circle widmete sich die Kommunikationsdesignerin Viktoria Hager einer Bildsprache, die wir täglich nutzen, aber selten hinterfragen: Emojis. In ihrem Forschungsprojekt „Iconic Type” untersuchte sie, wie diese Symbole entstehen und welche Machtverhältnisse sie prägen.
Wie viel wissen wir eigentlich über die Werkzeuge, die unsere digitale Kommunikation bestimmen? Emojis wirken universell, unterscheiden sich jedoch je nach Gerät und tragen kulturelle Bedeutungen in sich. Dabei steckt hinter jedem neuen Emoji ein klar definierter, bürokratischer Prozess beim Unicode-Konsortium. In diesem Gremium dominieren große Tech-Konzerne wie Apple, Google oder Meta – und damit westlich geprägte Perspektiven.
Anhand prominenter Beispiele zeigte Viktoria Hager, wie Communities dennoch Einfluss nehmen können. Ein Beispiel ist das von Rayouf Almuhedi initiierte Hijab-Emoji, ein anderes das Sauna-Emoji, das auf ein finnisches Vorschlag zurückgeht. Gleichzeitig werden gesellschaftlich relevante Themen wie ein explizites Perioden-Emoji seit Jahren nicht umgesetzt. Stattdessen wurde lediglich ein allgemeiner Blutstropfen aufgenommen – ein Kompromiss, der laut Hager die Frage nach Repräsentation offenlässt, denn: „Fakt ist Emojis reproduzieren Vorurteile und Vorannahmen die wir von der Gesellschaft haben“


Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrags lag auf der vermeintlichen Neutralität der gelben Emoji-Gesichter. Hager machte deutlich, dass auch dieses Design historische und kulturelle Entscheidungen widerspiegelt. Die spätere Einführung variabler Hauttöne war zwar ein wichtiger Schritt, zeigt aber zugleich, wie sehr Emojis gesellschaftliche Normen, Vorannahmen und Ausschlüsse reproduzieren.
Zum Abschluss lud Hager dazu ein, Emojis als gestaltbare und nicht als gegebene Systeme zu begreifen und Designtheorie als zusätzliches Werkzeug im Design-Werkzeugkoffer zu begreifen, um Kommunikationsmittel kritisch zu betrachten und neue, inklusivere Bildsprachen zu entwerfen.
Text: Sebastian Freudenberger