
Was wissen wir über Schrift? Neben der Typografie gibt es ja auch noch die Kalligrafie. Und die vertritt in Nürnberg und Umgebung, Hannah Rabenstein. Die nach eigener Aussage eine regelrechte Gänsehaut vom Wort „belettern” bekommt.
Hannah Rabenstein beschäftigt sich mit Handlettering, Kalligrafie, Handschrift, Beschriftung und den Verbindungen zu Logos, Produktdesign, Packaging, Raum- und Eventdesign und Illustration.
Ob nun Wände, Tafeln, Glas, Papier oder Objekte, ob Bürowände, Schaufenster oder Glasfronten, Höfe und Cafés, Treppen, Tassen, Taschen, Sneaker, Globen, ganze Autos oder sogar Bäuche (!) … sie hat sie beschriftet. Und heute sieht man ihre kunstvollen Schwünge und Bögen, ihre Text-Labyrinthe und floralen Abzweigungen auf Plakaten, in Meetingräumen und Kaffeeküchen, in Restaurants und an Hausecken, in Lebensmittelläden und als Speisekarte.

Vor einiger Zeit hat sie mal bei uns an der Fakultät studiert, jetzt gibt sie ihr Wissen in Buchform („Handlettering von A bis Z”, „Kreativbuch”) und ihre mittlerweile reichhaltige Erfahrung in Workshops weiter. So auch in diesem.
Prof. Burkard Vetter hat sie eingeladen, in der Projektwoche 2025 „Street Calligraphy” zu vermitteln und mit den Studierenden Asphalt und dann vielleicht noch ein wenig Glas zu beschriften, genauer: ein Treppenhaus der Fakultät Design.
Kalligrafie und Mut zum Diversity Tag
Als Anlass bot sich der deutsche Diversity Tag an und als Ort eine naheliegende Promenade am Wöhrder See. Also: „Ein Tag zur Förderung von Inklusion und Gleichberechtigung – ein Zeichen für eine inklusive Arbeitswelt” unweit eines inklusiven Cafés.




Und warum man dazu Mut brauchte? Wer einen Weg beschriftet und sich mit Design so offensiv an die Öffentlichkeit wagt, der wird auch angesprochen. Und das nicht immer freundlich. Kunstvolle Schrift als „Schmierereien”? Weiße Kreide und Diversity als rotes Tuch?
Insofern ist „Street Calligraphy” auch politisch. Aber falls sich jemand fragen sollte, die Aktion war natürlich legal, abgesprochen und genehmigt.



Manche Passantinnen und Passanten hatten auch so ihre liebe Not, einige der Sprüche zu entziffern.
Keine schlechte Erkenntnis für das Team der Projektwoche. Denn was ist Design, was bewirken Style, Ausdruck und Expression und was schuldet man der Lesbarkeit? Gerade, wenn man eine Botschaft hat.

Am Ende war die Uferpromenade am See zu einer Lese-Meile geworden. Und viele Neugierige kamen vorbei und bewunderten die Arbeiten der Studierenden. Einige waren in Plauderlaune. Und die meisten freuten sich über die Aktion.
Zeichen setzen an der Fakultät

Nicht nur auf Asphalt, sondern auch mal auf Glas schreiben. Und seine Schriftzeichen an einer zentralen Stelle der Fakultät hinterlassen.

So oder so: eine Menge neuer Perspektiven.

Bilder: Burkard Vetter – und aus dem Team des Workshops
Text: Max Ackermann nach einem Gespräch mit Burkard Vetter