Vom 24. bis 30. Mai 2024 reisten wir mit einer Gruppe von Studierenden der FH Dortmund und der Technischen Hochschule Nürnberg nach Warschau. Im Gepäck hatten wir unsere gestalteten Fahnen, inspiriert von der Arbeit der Organisation „River Sisters“ zum Schutz der polnischen Flusslandschaften, insbesondere der Weichsel.
Als wir ankamen, wurden wir zunächst zu einem Vortrag des Designers und Typografen Marian Misiak eingeladen. Dieser fand in der Akademie der Künste in der Druckwerkstatt statt.
Am nächsten Morgen stellten wir unsere Fahnen entlang der Uferpromenade aus. Einen Tag später sogar auf dem Fluss selbst (ein großes Lob und Dankeschön an Marta Kowalska, die die Fahrt ermöglicht hat). Die Fahnen werden später für den Umweltschutz an anderen europäischen Flüssen eingesetzt.
Die Weichsel fließt durch Kraków, Sandomierz, Warschau und Toruń und mündet in die Ostsee. Aufgrund ihres weitgehend unregulierten Flussbettes ist sie als Europas letzter wilder Fluss bekannt und wird durch verschmutzende Industrien und staatliche Maßnahmen bedroht. Aktivisten setzen sich dafür ein, den Fluss vor diesen Schäden zu bewahren. Obwohl Europa bei der Bewältigung von Umweltproblemen große Fortschritte gemacht hat, sind die Aktivisten zunehmend frustriert und glauben, dass ein kollektives, globales Vorgehen notwendig ist. Anfang März übergossen zwei junge Aktivistinnen das Wahrzeichen der Warschauer Meerjungfrau mit orangefarbener Farbe, um gegen den Klimawandel und die Verletzung der Rechte der Frauen zu protestieren. In den letzten Jahren sind Aktivisten sogar in der Nähe einer geplanten Baustelle in Siarzewo im acht Grad kalten Wasser der Weichsel geschwommen. Der dort geplante Staudamm würde den letzten großen frei fließenden Fluss in Europa schwer beeinträchtigen und das größte Feuchtgebiet des Kontinents zerstören.
Unser Freund Grzegorz Laszuk von KOMUNA WARSZAWA lud uns zum Mittag zu einer veganen Kochschule ein – Komuna Warszawa (früher Komuna Otwock) ist eine der bekanntesten unabhängigen polnischen Avantgarde-Theatergruppen. Auf der Grundlage von Originaltexten greift es politische und soziale Themen auf und sucht dabei ständig nach neuen Formen und Ausdrucksmöglichkeiten, wobei es auch Videoinstallationen, Tanz und Live-Musik einbezieht. Ein kleines Paradies im Stadtzentrum!
Am nächsten Tag organisierten Rene Wawrzkiewicz und Marta Kowalska eine kleine Design-Konferenz. Wir hatten das Vergnügen, inspirierende Vorträge von Kaja Kusztra zu hören, die ihre Arbeit für das Museum für Moderne Kunst in Warschau vorstellte, von Alicia Kobza, die über @polish.female.designers sprach, und von Pola Małaczewska, die das kommende Buch SUPPORT INDEPENDENT TYPE II im Przystań Warszawa vorstellte.
Während eines Workshops an der Akademie der Schönen Künste in Warschau diskutierten wir über die bevorstehenden Europawahlen. Wir experimentierten mit Buchdruck (für einige von uns zum ersten Mal), Siebdruck, Illustration und Collage. Vielen Dank an Ola Kot und ihr Team, die dies möglich gemacht haben!
An unserem letzten Tag besuchten wir das Neon-Museum und eine Ausstellung im temporären Museum für moderne Kunst, in der Maria Prymachenko (1909-1997), eine der wichtigsten ukrainischen Künstlerinnen des 20. Ihr Werk ist ein Beispiel dafür, wie Volkskunst über die Folklore hinaus zu einem Teil des nationalen Erbes werden kann. Sie schuf über 1200 Werke, von denen 89 hier ausgestellt sind. Maria Prymachenko wurde im Dorf Bolotnya in der Region Polesien, zwischen Kiew und Tschernobyl, geboren. Durch eine Kinderlähmung in ihrer Kindheit war sie nicht in der Lage, körperliche Arbeit zu verrichten, so dass sie mehr Zeit für die Kunst aufwenden konnte. Nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 schuf Prymachenko eine beeindruckende Reihe von Werken, von denen einige in dieser Ausstellung zu sehen sind. Ihr Dorf lag innerhalb der 30-Kilometer-Sperrzone.
Exkursion unter der Leitung von Prof. Markus Lange und Prof. Lars Harmsen
Texte und Bilder: von Markus Lange, Komuna Warszawa und dem Studierenden-Team der „Design Parade Warschau 2024“