Rock im Park 2019 – Monster-Mango-Müllberge

Was für ein Monster-Event … und Fotografen aus der Fakultät Design waren dabei

Gluthitze. Schweißperlen. Staubige Luft. – Vor einer Toilette: Circa 200 Menschen stehen Schlange. Ich stehe daneben und direkt vor mir ein maskierter junger Mann, mit Henkersmütze. Unweigerlich denke ich an ein Mittelalter-Event. Aber ich bin woanders: bei Rock im Park, einem Musikfestival der Superlative.

Über 70.000 Besucher auf einem Gelände von mehr als 5 Millionen Quadratmetern – und Headliner wie Die Ärzte, Slipknot oder Slayer.

Auch die zweite Reihe liest sich in diesem Jahr mehr als klangvoll: The Smashing Pumpkins … Tool … Cache The Elephant … Drop Kick Murphys … The Boss Hoss … oder Feine Sahne Fischfilet. Um nur ein paar zu nennen. Vier Tage lang verwandeln Bands und Stars das geschichtsträchtige Zeppelinfeld und den Nürnberger Volkspark Dutzendteich in eine Partymeile. Es wird getanzt, gerockt und vor allem gefeiert.

Und ich bin mittendrin in diesem Geschehen. Aber nicht als Besucher. Sondern als Fotograf. – Zusammen mit fünf weiteren Studierenden der TH Nürnberg, mit Moritz Deuerlein, Luca Gruber, Gwendoline Böttger, Melissa Hieke und Elias Gräbner. Wir alle wurden ausgewählt, vom Veranstalter von Rock im Park, der Agentur ARGO Konzerte. Nun sind wir hier, um die schönsten Momente des Festivals aufzunehmen. Begleitet werden wir von Matthias Mühlhausen, Foto-Meister unserer Fakultät.

Vier Tage lang flanieren wir über das riesige Areal, schauen zu und schauen hin.

Ehe es gegen Nachmittag zu den Bands geht, laufen wir über die Campingplätze und machen uns ein Bild von der Atmosphäre. Andere schieben mit Bier gefüllte Handwagen vor sich her. Wir sehen maskierte Menschen in Ärzte-Kostümen, Typen in Morgenmänteln, viel nackte Haut, Wilde und Lustige. Immer wieder bleiben sie stehen und posieren für unsere Kameras.

Die Stimmung ist ausgelassen, aber friedlich. Auch wenn im Hintergrund die Müllberge wachsen und die Schlangen vor den Toiletten länger werden. Soweit ein paar der Probleme, mit denen die Veranstalter dieses Jahr zu kämpfen hatten.

Später gehen wir durch große Straßen, gesäumt von Foodtrucks, Fanshops und Kleinkunsthändlern: mit ihren T-Shirts, Leckereien und Pop-Reliquien. Aber wir haben nicht viel Zeit zu verweilen. Wir müssen die wichtigsten Plätze finden und fotografieren. – Spaß haben wir dennoch.

Etwa bei unserem Besuch der „Zeppelin-Lounge“, einem exklusiven Bereich, der nur mit einem VIP-Ticket zugänglich ist. Von hier aus hat man den besten Blick auf die Hauptbühne. Unter anderem erleben wir dort einen Sternekoch und seine Crew, bei der Zubereitung von Burgern. Sie zaubern, auch Desserts und Amuse Bouches. Der Mann heißt Ralf Jakumeit und sein Team nennt sich die „Rocking Chefs“ und sehen auch so aus.

Plötzlich ruft Jakumeit uns zu sich: „Jetzt gibt es mal „Food Porn“, hautnah!“ Dafür sollen wir unsere Hände auf einen Stehtisch legen. Dann bearbeitet er unsere Handrücken, sprüht zunächst etwas Öl aus einem Zerstäuber darüber. Dann folgen mehrere Schichten erlesener Zutaten … wie Gambas und Wasabi-Schaum, dann noch Gurke und Kürbis. Diese Kreationen nennt der Küchenchef „Hand Job“, eine Geschmacksexplosion, die man direkt von der eigenen Haut essen kann.

Danach dürfen wir noch Burger von der „Hydra“ kosten. Was das ist? Die Hydra ist eine Grill-Spezialanfertigung mit Feuerkuppel und 30 KW Leistung. Das wären … oh, 40 PS … oder ein Blockheizkraftwerk. Die „ultimative Grillwaffe der Superlative.“ Ausreichend Power für die jeweils 200 hungrigen Besucher der VIP-Lounge.

Dann endlich ist es so weit: Es geht zu den Bands!

Vorher haben wir uns in Listen eingetragen und mussten uns ’ne Viertelstunde vor Konzertbeginn im Media Center einfinden. Das ist ein eigens für die Presse eingerichteter Bereich im dritten Stock des Arena-Gebäudes. Danach geht es ab, mitten durch die Menschenmenge. Zum sogenannten „Graben“, einem abgesperrten Bereich direkt vor der Bühne.

Dort stehen wir dann – neben all den anderen Fotografen, den Profis vom SPIEGEL, der Süddeutschen Zeitung oder Magazinen wie dem Rolling Stone. Das ist Adrenalin pur.

Riesige Boxen liefern sich einen Wettbewerb, wer die lauteste Band von allen ist. Ohne Ohropax geht da gar nichts. Hinter uns die feiernde Menge, die die Bands anheizt und zusätzlich für eine Gänsehautstimmung sorgt.

Für die Dauer von drei Songs dürfen wir hier stehen. Wie viele Minuten sind das? Mit zwei Kameras ausgestattet wechseln wir Ultraweitwinkelobjektive und 800 mm-Telezoom, um noch näher ranzukommen an die großen Stars, an Körper und Gesicht, Gesten und Mimik, Posen, Action, Leidenschaft … Am schönsten ist es aber, wenn die Musiker nach vorne stürmen: Denn näher geht es nicht!

Nach drei Liedern müssen wir die vordere Zone wieder verlassen und laufen zurück zum Mediacenter, wo wir schnell unsere Bilder bearbeiten und für die Social Media-Kanäle bereitstellen. Denn das war der Deal.

Danach bleibt noch Zeit, den Profifotografen über die Schulter zu schauen, für das Fachsimpeln und sich auszutauschen über all die Erlebnisse. Denn zu erleben, gab es mehr als genug.

Bei der Hitze und dem Tempo brauchen wir viel Energie. Die bekommen wir durch drei randvoll mit Energydrinks gefüllte Kühlschränke. Wasser gibt es keins, aber „Mango Loco“ jede Menge.

Was für eine Zeit – Und die TH Nürnberg war mit einer eigenen Fotografen-Delegation dabei!

 

Text: Giuseppe Troiano, Fotos: Giuseppe Troiano, Gwendoline Böttger

9. Oktober 2019