Designers‘ Circle: Gestaltung von Porzellanobjekten durch 3D-Druck

Die Produktdesignerin und Künstlerin Babette Wiezorek war zu Gast im DESIGNVEREIN, um im Rahmen des Designers‘ Circles über ihre Arbeit mit Porzellan und keramischen Materialien zu sprechen, die sich besonders durch die Verbindung von Handwerk und digitaler Technologie auszeichnet.

Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Auseinandersetzung mit Porzellan und anderen keramischen Materialien, wobei sie die Möglichkeiten des 3D-Drucks auslotet. Ihr Prozess basiert auf einer tiefen Kenntnis sowohl manueller Keramiktechniken als auch digitaler Verfahren. Sie versteht Design als eine Form der Kommunikation und sich selbst als „Bindeglied“ zwischen Material, digitalen Aspekten und dem maschinellen Setting.

Dabei muss sie die Materialeigenschaften des Porzellans und seine statischen Grenzen antizipieren. Dieser Ansatz führt zu einem „Formfinden“ statt einem klassischen Formgeben, bei dem das Materialverhalten mitgestaltet. Sie schätzt die sinnlichen Qualitäten des Materials und sucht Verbindungen „zwischen Codes und Material, zwischen Präzision und Unschärfe, zwischen Digitalität und Empathie“.

Die additive Fertigung erzeugt charakteristische horizontale Rillenstrukturen. Die entstehenden Formen ähneln oft textilen Oberflächen und zeichnen sich durch filigrane, komplexe Strukturen aus. Sie vergleicht den 3D-Druckprozess mit organischem Wachstum, bei dem sich alles gegenseitig beeinflusst, und möchte Ideen wie jene des Anthropologen Tim Ingolds, der Formen als Resultat von Interaktionen zwischen Materialien, humanen und nicht-humanen Akteuren und Umwelten auffasst, in ihre Arbeit einbringen).

Durch den 3D-Druck kann sie zudem Gestaltungsmöglichkeiten umsetzen, die anders nicht oder nur mit hohem Aufwand möglich wären, wie Hinterschneidungen, Hohlkammern oder Gitterstrukturen. Ihre Objekte sollen Resonanz zwischen sich selbst, den Prozessen ihrer Entstehung und den Menschen erzeugen.

Wie bei traditionellen Keramiktechniken, bei denen Formen oft durch das Aufeinanderlegen von Tonsträngen oder „Würsten“ aufgebaut werden, arbeitet Babette Wiezorek bei ihren 3D-gedruckten Porzellanobjekten ebenfalls mit einer Art Linienführung. Der programmierte „Fahrweg“ des 3D-Druckers legt das pastöse / semi-fluide Porzellan Schicht für Schicht ab, wodurch sich die Form additiv aufbaut – ein Prozess, der, obwohl technologisch völlig anders, das Prinzip des Gestaltens durch das sukzessive Hinzufügen von Materiallinien oder -schichten aufgreift.

Babette Wiezorek verwendet speziell für den 3D-Druck optimierte Mischungen aus handelsüblichen Weichporzellanen wie Limoges und Mont Blanc. Nach der additiven Formgebung durchlaufen die Objekte klassische keramische Verarbeitungsschritte – vom Schrühbrand über das Glasieren bis zum abschließenden Glasurbrand.

Unter ihrem Studio Additive Addicted vertreibt sie ihre Werke über verschiedene Kanäle wie Onlineshop, Galerien und Messen. Zudem teilt sie ihr Wissen im Sinne von „Sharing is caring“ durch Lehrtätigkeiten und technologisches Konsulting. Ihre Arbeit, wie in Serien wie „Alchymia digitalis“ und „States of Flux“ zu sehen, zeigt die fortlaufende Erforschung der Beziehung zwischen Material, Technologie und Form.

Text und Fotos: Giuseppe Troiano, Babette Wiezorek

7. Mai 2025