Schon als ich klein war, ist meine Familie mit einem gemieteten Wohnmobil in den Urlaub. Die Liebe zu dieser Art an Urlaub haben mir meine Eltern definitiv vererbt. Doch mit Blick auf die aktuellen Mietpreise ist das mit einem Studenten-Budget nicht drin. Um so besser, dass sich meine Eltern endlich ihren Traum vom eigenen Wohnmobil erfüllt haben! Als Fahrübung ging es deshalb dieses Jahr nach Frankreich an den Atlantik. Für mich eine Reise in meine Kindheit.
Tag eins des Vater-Tochter-Womo-Trips. Gegen Mittag haben wir unsere Route an Köln vorbei über Belgien nach Frankreich gestartet. Aufgrund der Feier des letzten Abends musste heute Papa alles fahren. Vor allem bei Köln war ich darüber nicht böse. Der Verkehr dort war mal wieder der Horror. Das direkt am ersten Tag hätte mich wahrscheinlich gekillt.
Funfact of the Day - Papa hatte früh vergessen das Wasser aufzufüllen - haben dann noch in Deutschland an einer Tankstelle drei Gießkannen Trinkwasser klauen dürfen, das muss jetzt für die nächsten Tage reichen. Wir stehen jetzt zum Übernachten auf einem Parkplatz an einem Kanal in Frankreich kurz nach der belgischen Grenze.
Leider gab es in dem kleinen Dörfchen keinen Bäcker, deshalb sind wir heute mit leeren Mägen gestartet. Ich bin direkt die ersten zwei Stunden gefahren. Frühstück gab es dann auf der Autobahn, da wir Strecke schaffen mussten. Nach einem zweiten Fahrerwechsel saß ich dann wieder am Steuer, als wir Étretat erreichten.
Trotz Nebensaison war der Ort völlig überlaufen, und es gab für uns keine Chance dort auf dem Campingplatz oder einem der zwei Stellplätze stehen zu können. Zu einigen Angstattacken führten mich die sehr engen Straßen, Gegenverkehr mit parkende Autos, am Berg-Anfahren mit Autos im Rücken und rückwärts aus Ausfahrten rausfahren. Schluss endlich haben wir im nächsten Ort am Sportplatz einen Parkplatz gefunden. Von dort sind wir dann zu Fuß, abseits der Hauptstraße, nach Étretat gelaufen. Zur Belohnung gab es dann Pommes und Eis für vier Euro die Kugel. Rückwärts sind wir auf gut Glück an den Klippen entlang zwischen Golfplatz und Steilküste wieder zum Womo gelaufen. Die Aussicht, ein Traum!
Zum Schlafen sind wir in einem kleinen Dorf auf einem France Passion Stellplatz untergekommen. Zu meiner Freude haben die Bauern einen sehr süßen Hund der Maja heißt und zu Papas Freude konnte man Cidre kaufen. Er hat ihn probiert - ist sehr sauer.
Die Nacht auf dem France Passion Platz war gut und der Platz einfach wunderschön. Auch heute saß ich wieder als erstes hinterm Steuer auf dem Weg zu Mont Saint Michelle. Für mich eine Reise zurück in die Kindheit, hier war ich im letzten Womo-Urlaub zusammen mit meinen Eltern, und wollte es unbedingt noch einmal sehen. Für Papa und mich also das zweite Mal auf zum französischen Hogwarts, wie ich es nenne.
Die Fahrt im Shuttle-Bus vom Parkplatz zum Klosterberg war sehr stickig und weniger angenehm. Da wir schon vorher online Tickets gekauft hatten, konnten wir am Eingang direkt vorbei an der langen Schlange. Das Kloster wird aktuell stückchenweise renoviert, aber das stört eigentlich nicht wirklich. Aufgefallen sind mir hingegen mehr Absperrungen als das letzte Mal und der Verlauf der Straße kam mir anders vor als damals. Ich muss daheim mal die alten Bilder anschauen …
Auf einen Audioguide oder eine Führung haben wir verzichtet. Auch interessant finde ich, dass mir diesmal aufgefallen ist, wie leer und teilweise dreckig die oberen Stockwerke der Häuser in der kleinen Stadt am Berg sind. Betrachtet man nur alles auf Augenhöhe, fällt das nicht auf. Schaut man jedoch hoch, wirken diese Stockwerke etwas verwahrlost und weniger gepflegt. Unten Hui, oben Pfui? Vor allem frage ich mich aber, ob sie bewohnt sind oder für welche Zwecke sie genutzt werden.
Zum Womo sind wir schließlich zurückgelaufen und haben uns auf den Weg nach Rennes gemacht. Dort haben wir den städtischen Campingplatz angefahren. Er liegt wunderschön mitten in der Stadt in einem Park. Endlich konnten wir Wasser auffüllen und ich hab mich wahnsinnig auf richtige Duschen und Haarewaschen gefreut. Im Womo selbst duschen wir nur, wenn es unbedingt sein muss, ansonsten ist der Waschlappen die Alternative. Meine langen Haare im Womo zu waschen, würde ich trotzdem so gut es geht vermeiden, es braucht nicht nur viel Wasser, sondern sie verstopfen auch gern jegliche Abflüsse.
Heute haben wir den Tag in Rennes verbracht und die Stadt erkundet. Rennes hat eine schöne Altstadt mit malerischen Gässchen. Man muss sie nur erstmal finden. Die Fachwerkhäuser sind krumm und schief. Kaum ein Haus hat dieselbe Farbe wie sein Nachbarhaus. Was mir aber am besten gefallen hat, waren die kleinen Cafés und Restaurants. Jedes einzelne hatte zu seiner Hausfassade eine passende Einrichtung. Jedes einzelne hatte ein anderes Style-Konzept. So haben sich die Tische, Stühle, Teller, sogar die Gläser und das Besteck, soweit ich das im Vorbeilaufen beurteilen konnte, nicht wiederholt. Jedes hatte seinen eigenen Charme, seinen eigenen Charakter. Auch sehenswert finde ich die Kathedrale Saint-Pierre. Die vergoldete Kuppel ist einfach crazy.
Als wir Crêpes gegessen haben, wurde wieder ein kleines Vorurteil gegen Franzosen bestätigt. Der Besitzer hat uns zwar auf Englisch begrüßt, aber hat sonst kein Wort gesprochen oder verstanden, zum Glück verstehe ich noch ein paar Fetzen französisch und zum viel größerem Glück gibt es das Handy und seine Möglichkeiten.
In der Stadt haben wir uns noch gefreut, dass der angekündigte Regen ausgeblieben ist, am Campingplatz hatte es aber trotzdem geregnet. Leider. Denn wie wir feststellen mussten, hatten wir früh vergessen, die Dachfenster zuschließen. Was nicht nur wegen Regen schlecht ist, sondern auch eine Einladung für jeden Dieb. Aber naja Shit happens. Wir hatten nochmal Glück - uns hat nur der Regen getroffen. Also haben wir unsere Wäscheleine gespannt und unsere nassen Betten aufgehängt. So schnell vergessen wir das nicht nochmal!
Heute ging es Richtung Dune du Pilat. Die größte Wanderdüne Europas. Für mich Punkt zwei auf meiner Reise zurück in die Kindheit, 2007 waren wir schon ein mal hier und seitdem wollte ich dorthin zurück. Was soll ich sagen, es war genauso schön wie beim ersten Mal. Die Natur erschafft einfach die schönsten Wunder der Welt. Das einzige, was die ganze Freude etwas getrübt hat, war, dass es Ende Juli unglücklicherweise auch hier Waldbrände gab. Deshalb war nur der Parkplatz zum Tagesbesuch der Düne geöffnet. Die meisten Camping- und Stellplätze entlang der Düne sind traurigerweise dem Feuer zum Opfer gefallen und die Straße am Fuß der Düne war gesperrt. So konnten wir dort leider nicht nächtigen und mussten, mit einem großen Umweg, noch weiter südlich fahren.
Wir haben aber einen wunderschönen Stellplatz bei Bicarrosso unter Pinien gefunden.
Da der Wetterbericht gestern schon angezeigt hat, dass es in der Nacht und den ganzen Vormittag regnen soll, stand ausschlafen auf dem Plan. Gegen Mittag sind wir dann nach Bicarrosse gelaufen, eigentlich auf der Suche nach etwas zu essen. Aber zu unserem Pech hatte hier über Mittag alles zu. Wir haben schlussendlich als einzige Option an einer Strandbar mal wieder Pommes gegessen.
Zurück am Stellplatz haben wir dann unsere Sachen für den Strand gepackt - finally mal so richtig an den Strand. Mir war es teilweise zu frisch für nur Bikini und auf jeden Fall zu frisch fürs Wasser, aber ich hab es trotzdem genossen und in der Sonne gedöst und den Surfern zugeschaut.
Abends haben wir uns dann nochmal auf in die Stadt gemacht. Jetzt war die Stadt richtig belebt, so ist das scheinbar mit den Surferstädtchen. Die Restaurants sahen alle sehr einladend aus und überall war es voll. Wir haben schlussendlich bei einem leckeren Italiener ein Plätzchen gefunden. Und wer Papa kennt - ein Eis durfte zum Abschluss danach nicht fehlen.
Der Platz bei Bicarrosse war zwar schön, aber wir wollten trotzdem eine Möglichkeit länger zustehen, mit Strom, Wasser und Duschen. Also haben wir uns heute wieder auf den Weg gemacht und einen Campingplatz gesucht, auf dem wir ein paar Tage am Stück stehen können. Davor haben wir aber noch einen Zwischenstopp an einem Supermarkt gemacht, um unsere Vorräte mal wieder aufzufüllen.
Gegen Mittag sind wir am Cap de l’Homy angekommen und wer hätte es gedacht - Mittagspause. Also haben wir uns mit einem Spaziergang über den Campingplatz die Zeit vertrieben, bis wir einchecken konnten. Nachdem wir uns eingerichteten hatten, ging es kurz vor fünf dann endlich vor zum Strand. Abends konnte ich dann noch einen weiteren Punkt von meiner „Urlaubs-To-do-Liste“ streichen - Sonnenuntergang am Meer anschauen.
Heute waren wir den ganzen Tag am Strand. Das Wetter ist richtig gut gerade. Die Zeit haben wir uns mit Schlummern, lesen, quatschen und langen Strandspaziergängen vertrieben. Das Wasser ist sogar angenehm warm für Atlantik. Auf dem Weg zurück zum Womo haben wir in dem kleinen Supermarkt eingekauft. Die Frau hinter der Kasse war eine Deutsche. Und auch auf dem Campingplatz sind wir fast nur von Deutschen umgeben, vor allem aus dem Umfeld Köln. Scheinbar sind wir in einem richtigen deutschen Nest gelandet.
Nach dem Essen hab ich heute das erste Mal die Hängematte draußen ausgetestet - taugt. Für den Urlaub hatte ich mir Bücher von einer Freundin geliehen, allerdings hatte ich am Anfang des Urlaubs irgendwie noch nicht die Muse oder Zeit gefunden zum Lesen. Jetzt jedoch habe ich das erste Buch in 48h durchgelesen, es hat mich einfach gepackt.
An den Tagen hier am Meer passiert nicht viel - aber genau das mag ich auch daran. Einfach wirklich mal abschalten und entspannen. Außerdem bekomme ich endlich mal etwas Farbe. Highlight heute: die Muscheln hier sind riesig.
Heute ist der letzte Tag hier gewesen, und eigentlich will ich noch nicht wieder heim. Aber andererseits freue ich mich auch wieder auf mein Zimmer und mein Bett für mich allein. Vor allem, weil ich dann nachts nicht aufwache, weil alles wackelt, wenn jemand aufs Klo geht. Ich werde jetzt noch meine Pflicht erfüllen und Postkarten schreiben, um dann ein letztes Mal mit Meeresrauschen einzuschlafen. Sea - I will miss you.
Der heutige Tag bestand eigentlich nur aus Autobahn, Autobahn und nochmal Autobahn. Wir haben es bis Vicq - Ladoux zu einem schönen France Passion Stellplatz geschafft. Die junge Familie ist richtig süß und mit der Mutter konnte sich auch Papa gut auf Englisch unterhalten. Sie haben uns und den andern Wohnmobilisten, die auch da waren, ihren Hof und ihre Tiere gezeigt. Von den Dürren in diesem Jahr sind sie zum Glück verschont geblieben, meinte die Mutter, denn eine Bewässerung wie die Großbauern in anderen Regionen Frankreichs hätten sie sich nicht leisten können.
Auch bei uns sind auf der Fahrt die vielen dürren Felder im Wechsels mit den bewässerten Feldern Gesprächsthema gewesen. Bewässerung sieht man bei uns daheim auch selten, doch die Bauern haben dieses Jahr auch massiv über die anhaltende Hitze geklagt. Danach haben wir natürlich noch fleißig bei ihnen eingekauft. Wir sind jetzt stolze Besitzer von zwei Apfel/Birnen Säften, einer Rindersalami und einem Honig. Bei dem abendlichen Spaziergang konnten wir ein Wetterleuchten beobachten.
Letzter Tag in Frankreich! Heutiges Ziel war das Elsass, genauer gesagt Riquewhir oder zu Deutsch Reichenweiher. Mama und Papa waren hier im letzten Frankreich Urlaub und Papa wollte es mir unbedingt zeigen. Mit Glück haben wir gerade so noch einen Platz auf einem der wohl schönsten France Passion Stellplätze der Gegend bekommen. Wir stehen mitten in den Weinbergen. Deshalb wurde jetzt natürlich auch fleißig Wein gekauft.
Von dem Stellplatz kann man easy in die Stadt laufen. Jetzt in der Nebensaison ist sie auch nicht so überlaufen, allerdings fällt somit auch das Gastro-Angebot kleiner aus. Sehr viele Restaurants sind geschlossen, und der Flammkuchen, den ich daheim selber mache, schmeckt definitiv besser. Ich vermute mal, der Koch war auch schon nicht mehr da und es wurde auf TK-Ware zurückgegriffen. Schade, denn im Elsass hätte ich doch gerne einen frischen originalen Flammkuchen gegessen. Funfact des Tages: Papa kann scheinbar den Unterschied von „d“ und „t“ wirklich nicht hören - richtiger Franke halt.
Auf gehts, Heim gehts! Nachdem wir früh drei Tankstellen angefahren und alle zu bzw. leer waren, haben wir dann doch noch eine in Frankreich kurz vor der Grenze gefunden. Denn wir wollten unbedingt hier noch einmal volltanken. Die Preise sind in Frankreich im Vergleich zu Deutschland aktuell gerade zu himmlisch.
Kurz vor der Heimat durfte ich dann noch einmal richtig schwitzen. Auf der B303 gab es einen Unfall und wir mussten über Altenstein fahren. Das heißt runter von der schönen breiten Straße und rauf auf die schönen schmalen Dorfstraßen. Als ob die Steigung nach Altenstein hoch, mit seinen Kurven und Autos im Rücken nicht schon genug ist, gibt es oben in der Rechtskurve auch noch einen Felsvorsprung, der weit in die Fahrbahn hineinragt. Mit dem hohen Wohnmobil also leicht möglich da hängen zubleiben. Aber es ist zum Glück ja alles gut gegangen und wir wurden daheim laut maunzend von Findus, unserem Kater, empfangen. Wir haben heute schon ausgeräumt, morgen wird geputzt und dann kommt der Alltag wieder.
Achja - Papa sagt habe mich gut geschlagen beim Fahren! Mal schauen wann es dann alleine losgeht...