große töne &
kleine gedanken

Ein Portfolio also.

Sammlung, Schaufenster, Spiegel.
Alles reinpacken oder nur das Beste?

Zu viel zeigt Chaos, zu wenig bleibt blass. Es soll mich zeigen, meine Arbeit, meine Handschrift – aber nicht zu sehr, nicht zu laut, nicht zu leise. Ich klicke mich durch alte Entwürfe, verliere mich in Farben, Formen, Ideen.

Was war noch mal mein Stil? Habe ich überhaupt einen? Minimalistisch oder verspielt, sachlich oder wild? Auswahl, Anordnung, Reihenfolge – ein endloses Puzzle, das sich ständig verändert.

Ich schiebe, sortiere, verwerfe.
Und irgendwann fühlt es sich richtig an.
Zumindest für den Moment.
Zumindest bis das nächste Projekt kommt.
Zumindest bis ich mich wieder neu erfinden muss.

Heimat.

Die Zugfahrt in die Heimat fühlt sich jedes Mal an wie ein Sprung in Lichtjahren zwischen zwei Universen.
In der Stadt dreht sich alles um Hohe Mieten, die verrücktesten Geschäftsideen und endlose Diskussion über Ästhetik oder gesellschaftliche Verantwortung und am aller wichtigsten - entschläunigung. In unsren Woken-Kreativ-Kreisen wird jedes Detail umgedreht, jede Nuance an Tonfall analysiert.

Kontrastprogramm, am Land: Hier zählt nicht, wie durchdacht ein Logo ist oder ob die Kneipe der nächst größeren Kleinstadt inklusiv genug gestaltet wurde. Hier muss etwas einfach funktionieren. Kein großes Grübeln, kein überflüssiger Schnickschnack. (aber hast du schon gesehen, der Nachbar hat ein neues Auto, so ein Neuwagen mit eingebautem Touchscreen, bestimmt geleast - Neidisch? ich doch nicht!) Pragmatismus, Konervatismus, weils eben schon immer so gemacht wurde. Und morgen nach der Kirche bei Weiswurst und Bier wieder Hetzen gegen diese Woken Spinner und ihre Schnapsideen. Montags dann wieder Friseurtermin bei HAARmonie.

Klingt Pauschal? Ist es!
Ich liebe die Heimat, ich liebe die Landschaft, ich liebe die Menschen, ich liebe… das Mindset nicht.

Zwischen den beiden Welten hin- und herzupendeln, öffnet mir die Augen, verwirrt mich, beunruhigt mich, erdet mich zugleich, macht mich irre, ich verliere mich, ich finde mich. Die Stadt ist Manie, das Land ist Stille. Und irgendwo dazwischen stehe ich. Umherschwingend, von Links nach Rechts rasend wie ein Metronom (zugegeben etwas aus dem Takt).

Wo ich einmal stehen bleiben werde?
Kommt Zeit kommt hoffentlich Rat.

Ist es die gut-bürgerliche-goldene-scheinwelt-Mitte mit Mietshaus und Schrebergarten in der Vorstadt oder doch am Wochenende Badeweiher, danach Watten-Stammtisch und spätestens am Dienstag nach Agenturschluss wieder Indie-Punk-Kneipe und Politische Grundsatzdebatte?

En Vogue.

Trends. Kommen, gehen, reißen alles mit.
Heute minimalistisch, morgen verspielt, übermorgen Retro, aber bitte mit modernem Twist.

Folgen oder ignorieren?
Anpassen oder abgrenzen?

Trends sind Verheißung und Falle zugleich –
versprechen Relevanz, enden oft in Beliebigkeit.

Wer immer nur mitgeht, verliert sich.
Wer immer dagegen schwimmt, verliert.

Brauchen wir Trends? Vielleicht.
Aber brauchen wir sie wirklich?
Oder brauchen wir nur den Mut, unsere eigene Sprache zu finden – unabhängig von Jahresfarben, Schriften-Hypes und den immer gleichen Instagram-Ästhetiken?

Vielleicht ist gutes Design nicht das, was dem Trend folgt. Sondern das, was bleibt, wenn der Trend längst weitergezogen ist.