20 Januar 2023
Dinge, die ich zuletzt gelesen habe:
Ein Rezept für Hefeteig und Rød curry med torsk / ein Buch über patriarchalisches Design / die Briefe, die du mir geschrieben hast, als ich 11 war / einen Artikel über „How to stop picking at your lips” /die gleiche Fanfiction zum siebten Mal. Tags: found family, no angst, literally NO ANGST / und einen Eintrag in meinem Notizbuch von September 2021: Vielleicht ist alles, was von mir übrig geblieben ist, nur ein Torso. Ich kann dir weder nachlaufen noch schreiben noch mir abends einreden, dass ich dich nicht brauche.
Dinge, die ich zuletzt gesehen habe:
Wie Menschen hinter Nebel verschwinden und dabei an dich gedacht / jede Minute eines Tages in schwarz-weiß / Wände wie die Schale einer verschrumpelten Frucht / Wolken unter mir und über mir – ich stehe auf 8611 Metern, auf einmal lächelst du mich an und ich zieh mich aus. Ich sehe nichts außer meiner Haut und Eis und Dich. Mir ist warm, so warm, mir war noch nie so warm.
Dinge, die ich zuletzt gegoogelt habe:
Billige Flüge – Wohin? Egal / Warum werden meine chronischen Ekzeme schlimmer? / Woran erkenne ich, ob mich jemand blockiert hat? / Wie höre ich auf, die Stunden zwischen meinen Mahlzeiten zu zählen? / Wie höre ich auf, die Sticker an meiner Zimmertür abzukratzen, nur um zu beweisen, dass Menschen nicht die einzigen sind, die splittern? / Wie höre ich auf, mich an schlechten Tagen in Brand zu setzen? – Denn manchmal ist das alles, was ich bin: verbrannt und ausgebrannt / Wie ich selbst am Leben bleibe aber auch, ob du noch lebst
Dinge die ich gelernt habe:
Wenn Trauer eine Person wäre, würde sie lehnen – an Türrahmen und Tischkanten und an der Straßenlaterne bei der Bushaltestelle / dass an manchen Tagen Trauer der 22. August ist, und wir nebeneinander im Garten sitzen und Steintürme bauen. Du neben deinem Fahrrad im Gras und ich zwei in meiner Lunge / Dass ich sage „Ich vermisse das Meer“ und damit meine: Ich weiß nicht, wie ich atmen soll, ohne dass es weh tut. Ich weiß nicht, seit wann meine Beine so schwer sind. Ich weiß nicht, wie ich zu Wellen werde, die über kaputtes Glas schwappen, bis es weich wird und durchsichtig und bunt / vielleicht bin ich Trauer oder vielleicht trauere ich / ich bin 20 und alles, was ich kenne und nicht, ist mein Körper, der den August überlebt
immer und immer und immer wieder