Bojack Horseman

und warum Rehab kein Fresher Start war...



Exhibit A: Bojack ist ein Narzisst


Bojack Horseman ist eines der perfekten Beispiele für einen Narzissten, der zugleich eine ebenso hohe Selbstverachtung aufweist. Wie kann es denn sein, dass man sich selbst auf diese Art so verachtet, dass man keinen anderen Weg sieht als sich zu vergöttern?

Ein Blick auf seine Kindheit verrät schon viel. Weder seine Eltern noch die Eltern seiner Eltern konnten ihm ein positives Beispiel sein. Der Hass saß schon bereits tief in der Familiengeschichte und wurde einfach weiter vererbt - ein Generationstrauma. Sein einziges Vorbild waren also sehr kaputte und unglückliche Erwachsene und der Fernseher. Vor allem Comedy Sitcoms der 80er Jahre. Wo jedes Problem eine simple Lösung findet und die eigentlichen Probleme auch nicht so schlimm sind. Wenn die Probleme nicht so schlimm sind, ist auch das Maß an Verantwortung, was man für die Konsequenzen trägt eher niederschwellig. Bojack ist der Protagonist seiner eigenen Sitcom, der er selbst nach ihrem Ende nicht ganz entkommen ist. Und der Protagonist kann doch nicht so stark im Unrecht sein, oder?



Exhibit B: Bojack und Verantwortung

Eine der wichtigsten Themen in Bojack Horseman ist die Verantwortung. Wie kann man Verantwortung für seine Taten übernehmen, wenn sie noch so unverzeihlich sind? Ist das Ziel von Verantwortung Verzeihung? Oder ist der Versuch, Verantwortung zu übernehmen im Endeffekt ein egoistisches Streben nach der Besänftigung seiner eigenen Schuldgefühle?

In Bojacks Fall ist das etwas komplizierter. Vielleicht ist gar nicht der Wunsch nach Verzeihung das Problem. Vielleicht ist eine erfolgreiche Verantwortungsübernahme durch die Art und Weise wie man sie nimmt gekennzeichnet. Bojacks Versuche sind in den meisten Fällen eher moralisch verwerflich. Auf gute Sitcom-Art in der sich eh nie viel verändert, versucht er das Unbehagen seiner Schuldgefühle möglichst schnell wieder zu entlasten. Große Gesten, Überraschungen, einige schmeichelnde Worte und dann hat sich das auch geregelt. Auf die harte Art und erst mit 50 Jahren lernt Bojack, dass auf seine Entschuldigungen, so schön sie auch formuliert sind, nicht unbedingt Verzeihung folgt.



Exhibit C: Kann Bojack verziehen werden?

Besonders in der letzten Hälfte der Serie wird diese Frage das, was Bojack beschäftigt. Wir haben ihm Staffeln lang zugesehen, wie er die selben Fehler wieder und wieder begeht; wie er sich vor Verantwortung scheut, wie er den Personen um ihn herum schadet und sie mit in seinen eigenen Abgrund reißt. Wenn man alle seine fatalen Fehler aufzählen würde, würde das den Rahmen dieser Übung leider sprengen.

Rehabilitation war zumindest ein großer Schritt in seinem persönlichen Wachstum. Erst, das Zugeben, dass er ein gebrochener Mann mit gebrochenen Beziehungen ist, der auch nicht weiß, wie man solche aufrechterhält. Dann kam das endliche Lösen von seinem Drogen- und Alkoholmissbrauch. Und schließlich das "Wiedergutmachen". Nun gut, sein Verhalten hat sich gebessert, jedoch auch nur zum Preis der langjährigen "Sobriety" seines Therapeuten in der Entzugsklinik, als Bojack ihm ausversehen Vodka statt Wasser gibt und er dadurch zurück in die Sucht fällt. Aber hat sich Bojack als Person geändert? Ist der Schaden, den er hinterlassen hat weg nur weil er jetzt eine "neue" und "gesündere" Version seiner selbst ist? Oder wird Bojack immer Bojack bleiben?


You're Bojack Horseman. There's no cure for that.